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Jojo und Kindl
#1
    Wir haben einen Orangihaubi namens Jojo (männlich) mit dem der Umgang nicht so ganz einfach ist. Er ist seit 16 Jahren bei uns.

Um überhaupt mit uns (Menschen) richtig Kontakt aufzunehmen brauchte er Monate. Er war nicht nur schreckhaft, ich würde eher sagen er reagierte hysterisch! Er schrie, flatterte, beruhigte sich nur sehr langsam wenn man ihm näher kam als 1m. Nicht nur Menschen, auch anderen Vögeln gegenüber zeigte er dieses Verhalten. Es war kaum mit anzusehen. Die Panik in seinen Augen, insbesondere wenn er im Käfig saß war schlicht unerträglich.

Wir lösten das Problem indem wir ihn allein in ein Zimmer brachten wo er (ohne den verhassten Käfig zu betreten) sein Futter finden und sich verstecken konnte.

Nun sprachen wir öfter mit unserem "Unsichtbaren" schon nach wenigen Wochen wagte er einen Blick aus schwarzen Knopfaugen über die Schrankkante. Von Woche zu Woche wurde er "sichtbarer" . Nach Monaten war es dann so weit, er flog zu uns herunter.

Bald konnten wir ihn anfassen und auch kraulen, aber das ist bis heute relativ gefährlich. Die geringste Störung, ein Rascheln, eine schnelle Bewegung und er beißt zu wie ein Verrückter! Auch hat er die Scheu vor anderen Menschen nie verloren, Besucher sehen meinen Orangihaubi höchstens durch einen Blick durch die Tür. Betritt ein "Fremdmensch" sein Revier reagiert er panisch, kann sich kaum beruhigen, das ersparen wir ihm. Uns gegenüber verhält er sich ausgeglichen bis "rotzfrech" :-).

Wir suchten und fanden eine Orangehaubenlady für ihn. Die Beiden verstanden sich sehr gut, kraulten sich stundenlang und wir wähnten uns auf dem richtigen Weg. Fast ein Jahr ging das gut. Bis er sie eines Tages angriff.

Mir ist wichtig zu erwähnen dass die Beiden keinesfalls zusammen in einen Käfig gesperrt waren, sondern sich ständig frei in einem Raum mit diversen Sitz- und Versteckmöglichkeiten aufhielten.

Glücklicherweise war ich dabei und konnte so den Tod des Weibchens verhindern, sie wurde allerdings erheblich verletzt. Gott sei Dank hatten wir damals einen guten TA in der Nähe, der sie so schnell und gut versorgte, dass sie sich vollständig erholte.

Nun war guter Rat teuer! Das Weibchen hatte eine solche Angst vor ihm, sie zog in einen anderen Raum zu einem friedlichen Gelbwangenmännchen.

Wir beschlossen kein weiteres Weibchen dieser Gefahr auszusetzen, Recherchen beim Vorbesitzer ergaben, dass er schon einmal ein Weibchen hatte, welches "plötzlich tot war"... Jojo sollte allein bleiben, wir meinten das nicht verantworten zu können. Er schloss sich uns zwar näher an, zeigte aber weiter immer wieder plötzliche Bissigkeit, für die wir keine Erklärung fanden.

Es ergab sich, dass ein kleines zerrupftes und hochaggressives Gelbwangenweibchen ins Haus kam. Nie zuvor hatte ich so viel Hass & Wut in Kakaduaugen gesehen! Sie schrie wie eine Kreissäge und griff Mensch und Tier an. Jeder andere Kakadu zeigte gehörig Respekt, wenn nicht gar Angst vor ihr. Die Dame schien ständig unter Strom zu stehen und war kaum zu bändigen.

Ohne dass es vorgesehen war nahmen die beiden "telefonischen" Kontakt durch die (zunächst noch) geschlossene Tür auf. Irgendwann öffneten wir die Tür und Jojo wagte einen Ausflug in fremdes Terrain! Ein Wunder...

Schnell zog das Weibchen dann bei Jojo ein, das Glück schien perfekt zu sein. Die beiden hatten einen so herzlichen, wenn auch manchmal ruppigen Umgang miteinander, dass es eine Freude war ihnen zuzusehen. Das Weibchen verlor den bösen Blick und stellte vor allem ihre Schrei- und Angriffsattacken ein. Wir trauten dem Frieden trotzdem nicht, überwachten die Beiden mit Argusaugen und Babyphone, bekamen schon Schlafstörungen...:-)

Nach einigen Monaten muss irgendetwas zwischen den Beiden passiert sein, ich sah hörte wie sie sich anschrien, sah dann wie er zu flüchten versuchte und sie ihn verfolgte. Sie flog ihn mehrfach an, brachte ihn zum Absturz und stürzte sich auf den am Boden liegenden.

Schnell griff ich ein (fing mir noch zwei Bisse ein) und "rettete" Jojo. Das Weibchen attackierte ihn noch als ich ihn schon in den Händen hatte!

Mein benachbarter Tierarzt (leider lebt der nicht mehr) nähte dann Jojos fast abgebissene Zunge. Ohne das schnelle Eingreifen wäre er ganz sicher verblutet.

Wir machten uns schlimme Vorwürfe. Hatten wir nicht gewusst, dass beide ein enormes Aggressionspotential haben?

Sobald sich Jojo erholt hatte begannen die Beiden wieder durch die geschlossene Tür zu "telefonieren" Uns war jedoch nicht nach weiteren Experimenten, wir hatten uns an den Gedanken gewöhnt zwei Einzelvögel zu besitzen.

Um so größer war unser Entsetzen als wir eines Abends nach Hause kamen und ein gewaltiges Loch in der Tür fanden. Die Späne lagen an beiden Seiten, das war wohl Teamwork! Die Beiden saßen friedlich aneinander gekuschelt in Jojos Raum und waren bester Dinge! Es war faszinierend, sie machten einen vollkommen entspannten zufriedenen Eindruck!

Was nun? Die Beiden wieder zu trennen wäre schlicht unmenschlich gewesen. Wir beschafften eine Video-Überwachungskamera, belauerten die beiden schlimmer als "Big Brother".

Was geschah? Nichts!

Seit 14 Jahren sind die Beiden nun ein Paar. Sie haben Eier gelegt, gebrütet, verstehen sich immer noch bestens. Gelgentlich streiten sie sich ein bisschen, aber es ist mehr Genecke, nichts um das man sich Sorgen machen muss.

Seit gut zwei Jahren wissen wir dass das Weibchen einen Nierentumor hat, ihre leider Tage gezählt sind. Sie ist längst nicht mehr so aktiv, scheint sich aber offensichtlich noch wohl zu fühlen und Freude am Kakaduleben zu haben. Jojo zeigt weiterhin keine Aggressionen gegen sie, ganz im Gegenteil.

Ich bin heute froh dass wir es damals gewagt haben die Beiden wieder zusammen zu lassen, trotz des Risikos.

Ich will das einfach nur hier mal darstellen, als Erfahrungsbericht.
Liebe Grüsse

vom kakadei[Bild: smilie_car.gif]
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#2
kakadei schrieb:Ich will das einfach nur hier mal darstellen, als Erfahrungsbericht.
Kakadei, obwohl ich die Geschichte von Jojo und Kindl ja kenne, auch für mich ist sie immer wieder faszinierend. Vor allem dies zu lesen wirkt stärker auf einem als das "nur hören".

Prima von Dir dass Du Dir die Zeit genommen hast dies hier aufzuschreiben, bestimmt kann sich so der eine oder andere "Mut" holen und ein bischen erahnen, was Geduld im Zusammenhang mit Kakadus heisst. Knuddlel1

Mein Kompliment an Dich und Deinen Mann für Eure nicht nur monatelange, nein, jahrelange, Geduld und Ausdauer. Zustimmung

Ich wünsche den beiden, Jojo und Kindl, noch viele gemeinsame und schöne Jahre.
Gruss aus der Schweiz von
Inge
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#3
Danke Inge für deine positive Verstärkung! Knuddel

Zu diesem Bericht hat mich wieder einmal eine Frage in VF inspiriert. Da es bei dem dortigen Klima ja ziemlich sinnlos ist sich zu engagieren, habe ich mich nun einfach hier geäußert und dem Fragesteller eine pn geschickt.

Ich bin mal sehr gespannt ob das nicht vielleicht auch "verboten" ist. :-)
Liebe Grüsse

vom kakadei[Bild: smilie_car.gif]
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#4
Hallo,

sehr gute und schöne Geschichte. Auch ich hoffe, dass die beiden noch lange glücklich sein dürfen.
Es ist immer wieder schön, zu sehen, dass es auch gutes gelingen gibt.
Und Menschen mit viel Geduld und MUT!
Grüessli Et, Floh, Wendi,Bandit,Sina, Snowi und Noelle

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#5
Liebe Kakadei!

Es ist schon so, wie Inge erwähnt hat: Diese Geschichte kann man immer wieder hören bzw. lesen! Irgendwie eine "Kakadu-Love-Story", auch wenn man noch um das Happy-End bangt.

Noelle hat neben Mut und Geduld aber auch noch eine ganz wichtige Kakaduhaltereigenschaft vergessen: Viel, viel Verständnis für die Flurschäden, die Kakadus nun einmal anrichten. Aber eben nicht, um uns zu ärgern, sondern ganz einfach, weil es in ihrer Natur liegt! Nicht jeder Tierhalter liebt gelöchterte Türen.

Ich bin davon überzeugt, dass etliche Kakadus wegen ihres großen Nagetriebes zu Wanderpokalen werden, denn sie unterscheiden ja nicht zwischen Möbeln, Bäumen und Ästen.

Du bzw. ihr habt ja wirklich die unterschiedlichsten Tiere bei Euch. Ganz sicher ist das sehr interessant zu beobachten, wie unterschiedlich sie sich verhalten und entwickeln.
Liebe Grüße

Sarah3
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#6
Hallo Kakadei,
das war ein sehr schöner und interessanter Bericht! Es hat sich ein Gleichgewicht zwischen zwei Gleichstarken herausgebildet.
kakadei schrieb:Seit gut zwei Jahren wissen wir dass das Weibchen einen Nierentumor hat, ihre leider Tage gezählt sind. Sie ist längst nicht mehr so aktiv, scheint sich aber offensichtlich noch wohl zu fühlen und Freude am Kakaduleben zu haben.
Naja, Tage zählen würde ich noch nicht; immerhin haben wir den Tumor ja nicht nur im Wachstum gestoppt, sondern sogar schon zum Kleinerwerden gebracht. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Kraft der Homöopathie und der orthomolekularen Medizin, das mich selbst überrascht hat. Wenn ich ehrlich bin - als ich Kindls Behandlung übernahm, habe ich auch nicht zu träumen gewagt, daß ein kleines Wunder geschehen würde, daß sie in 2 Jahren immer noch leben wird und eine, wenn auch eingeschränkte, Lebensqualität haben würde. Wenn es nach dem Tierarzt gegangen wäre, wäre Kindl ja schon vor 2 Jahren sofort eingeschläfert worden, und alles, was seitdem passiert ist, wäre "Tierquälerei". Jojo wäre dann schon seit zwei Jahren Witwer. Hoffen wir auch im Interesse von Jojo, daß Kindl noch einige schöne Jahre beschieden sind. Sie ist eben - wie auch Jojo - ein innerlich sehr starkes Tier mit einer sehr starken Lebenskraft. Deshalb bin ich heute durchaus optimistisch.
Eine weitere Lehre aus Kindls Geschichte ist: Man soll nie zu früh aufgeben, auch und gerade nicht bei schulmedizinisch "unheilbaren" Krankheiten (betrifft auch Vogeltuberkulose, PDD und PBFD). Es wird viel zu oft und viel zu früh eingeschläfert, nämlich immer dann, wenn die Schulmedizin nicht mehr weiter weiß und der Halter sich vom Tierarzt moralisch massiv unter Druck setzen läßt, was Du zum Glück nicht getan hast. Man kann homöopathisch alles behandeln - der Erfolg hängt natürlich nicht nur von der richtigen Mittelwahl, sondern auch von der positiven Herangehensweise des Halters und von der Lebenskraft des Tieres ab.
Liebe Grüße,
Thomas
Liebe Grüße,
Thomas Braunsdorf
Tierheilpraktiker (Tätigkeitsschwerpunkt Papageien)
Lebensenergieberater Tier
Verhaltensberater Papageien
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#7
Wunderschöne Geschichte, teils traurig teils traumhaft.
Es gibt also auch homöopatische Behandlungen für Papageien, gut zu wissen.

Liebe Grüsse.
Karin
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#8
Diese Geschichte hat mich und meinen Mann fast oder zum weinen gebracht.Einfach ein Traum, könnte man als Kinderbuch veröffendlichen, (und Sie lebten glücklich bis zu Ihrem Ende) Wirklich mutig,mit viel Liebe u schön.Wünsche den Beiden noch glückliche Jahre,u hoffe das die Henne mit Ihrer Krankheit noch lange lebt,gibt es da eine Heilung?


Liebe Grüße Simone u Momo
Liebe Grüße,Simone,Momo u Floyd
Und der kleine Graue Rudi mit seiner Jessi
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#9
Hallo Simone,

Simone schrieb:Wünsche den Beiden noch glückliche Jahre,u hoffe das die Henne mit Ihrer Krankheit noch lange lebt,gibt es da eine Heilung?

Heilung ist gerade bei Krebs ein großes Wort, und ich nehme den Mund nicht gerne so voll. Klar, die Literatur zeigt auch zahlreiche Fälle von mit Homöopathie und orthomolekularer Medizin völlig geheiltem Krebs, aber hier können wir, obwohl bisher nicht von Heilung sprechen, schon sehr zufrieden sein. Wäre es nach den vogelkundigen Schulmedizinern gegangen, die Kindl mit der Bemerkung, alles Weiterleben sei nur sehr kurz und überdies Tierquälerei, als "unheilbar" sofort euthanasieren wollten, wäre Kindl schon längst tot. Daß wir nicht nur das Leben verlängern, sondern die Lebensqualität erheblich steigern und den Tumor verkleinern konnten, ist ein Erfolg, an den ich bei Übernahme der Behandlung selbst noch nicht recht geglaubt habe. Alles andere muß man der Zeit überlassen.
LG
Thomas
Liebe Grüße,
Thomas Braunsdorf
Tierheilpraktiker (Tätigkeitsschwerpunkt Papageien)
Lebensenergieberater Tier
Verhaltensberater Papageien
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#10
Hallo Kakadufreunde,

ich denke es ist nun an der Zeit über Kindl, ihre Entwicklung und auch ihre Krankheit zu schreiben.

Unser Kindl, ein Gelbwangenkakadumädchen kam 1991 zu uns, gerupft, angekettet, übergewichtig, flugunfähig und mit gestutzten Flügeln. Sie war hochaggressiv, besonders mir gegenüber. Nie zuvor hatte ich einen solchen Hass in Kakaduaugen gesehn!

Kindl hat ein sehr ausgeprägtes Sprachtalent, sie beherrscht eine Kinderstimme, eine keifende Frauenstimme und eine sonore Männerstimme. Sie beherrscht nicht nur einzelne Worte sondern ganze Sätze und sagt auch gerne Kinderreime auf. Ich habe ein solches Sprachtalent bisher bei keinem anderen Kakadu erlebt.

Ihre Stimmung konnte man immer sehr gut an ihren Äußerungen erkennen, sobald sie mich ansah (bzw. ich sie) begann sie in den höchsten Tönen zu schimpfen und mir zu drohen. Sie griff mich auch immer wieder mit Schnabel und Krallen an, ich habe einige Narben davon. Sie nannte mich vom ersten Tag an Mama (wir haben gar keine Kinder Kopfschuss ), daher bekam sie auch den Namen Kindl Pfeif Sprach dagegen mein Mann mit ihr antwortete sie mit ihrer Kinderstimme, forderte ihn zum Kraulen auf und bestätigte ihm immer wieder wie lieb sie ihn,
ihren Papa, habe! Mit anderen Kakadus war es noch schlimmer, das für sie beschaffte GWK-Männchen beschimpfte sie in den höchsten Tönen und griff ihn (na ausdrücklicher Ankündigung) auch an...ich stellte mich dazwischen, die daher rührende Narbe auf meiner Wange kann man heute noch sehen. Er hatte nach dieser Attacke ein Mordsangst vor Kindl und musste in einem anderen Raum untergebracht werden.

Es war ein Kreuz mit ihr!

Die Federn wuchsen,sie lernte fliegen und nun konnte sie mich auch hinterrücks und ohne Ankündigung angreifen. Die Attacken endeten , nachdem sie mich einmal im Schlaf in die Hand biss. Ich muss sie wohl instinktiv weggeschlagen haben, ich erwachte mit blutender Hand und Kindl rappelte sich mit blutbespritztem Brustgefieder gerade aus der Zimmerecke hoch. Sie flog zu mir aufs Sofa und sprach plötzlich mit ihrer Kinderstimme! Ich war fassungslos, zu diesem Zeitpunkt war sie schon fast drei Jahre bei uns.

Nachdem sie mit Jojo zusammen war reduzierte sie ihren Kontakt zu uns immer mehr, irgendwann stellte sie das Sprechen ganz ein. Nein, wir bedauerten es nicht, für uns war es eine Bestätigung dass sie auf dem richtigen Weg war. Sie ist ein Kakadu, kein Pausenclown zu unserer Belustigung.

Nachdem sie bereits jahrelang "verstummt" war kam sie einmal in eine prekäre Situation. Sie verfehlte beim Anflug meine Schulter, versuchte eine Notlandung auf dem PC-Monitor, diese misslang und Kindl rutschte in den Spalt zwichen Monitor uns Wand. Sie konnte sich nicht befreien und begann sofort mit ihrer Kinderstimme nach Mama und Papa zu rufen. Sie rief uns ausdrücklich zur Hilfe, forderte uns sogar auf ganz ganz schnell zu kommen! Kindl konnte es noch.. Nur...sie hatte lange Jahre keinen Grund gehabt zu "sprechen".

Im Jahr 2000 entdeckte ich dass sie am Bauch eine Beule hat. Der Tierarzt stellt durch Röntgen einen Bauchbruch fest, also ein Austreten des Darms. Von einer Operation riet er ab, da ihr diese Beule keine Beschwerden bereitete. Auch wisse man nicht was man bei einer OP vorfände, wie zum Beispiel die Qualität des Gewebes sei. Ich solle jedoch immer sorgsam darauf achten ob sie regelmäßig Kot absetzte, wenn nicht müsse man operieren.

Das blieb nun 5 Jahre so, bis im Mai 2005 die Beule immer größer wurde. KIndl schien Schmerzen zu haben und humpelte. Mein Tierarzt war leider inzwischen verstorben, so brachten wir Kindl zu einem Papageienspezialisten (Fachtierarzt) nach Düsseldorf. Die Diagnose traf uns wie ein Schlag: Ein ausgedehnter nIerentumor wurde entdeckt, ihre Behinderung kam daher dass dieser Riesentumor auf das Nervengeflecht drückte. Sie muste höllisch Schmerzen haben! Eine Operation sei nicht möglich wegen der Lage und Ausdehnung des Tumors. Eine wirksame Schmerztherapie sei nicht möglich, man riet uns Kindl -am besten sofort- einschläfern zu lassen.

Es war furchtbar! Nicht nur dass Kindl sterben sollte, auch um Jojo machten wir uns große Sorgen. Was sollte aus ihm werden ohne sie? Diese Ungeechtigkeit..Zwei Vögel für die keiner mehr einen Pfifferling gegeben hätte, die jahrelang im Käfig versauert sind: Sie haben sich nach langen Wirrungen gefunden und führen ein anständiges Kakaduleben: Und dann kommt der Tod und reißt mein Kindl weg?

Wir wollten nicht aufgeben und nahmen Kindl wieder mit heim. Zwei weitere Tierärzte bestätigten die gestellte Diagnose und rieten ebenfalls zur Einschläferung.

Verzweifelt und unter Tränen bat ich Thomas Braunsdorf um Hilfe. Ich bin ihm heute noch dankbar für seine Geduld, seinen Trost und Zuspruch in diesen schlimmen Tagen. Er nannte mir ein Mittel gegen die Schmerzen, welches wir sofort beschafften. Es schien zu helfen, zumindest fraß sie wieder, auch wenn sie noch sehr wacklig auf den Beinen war. Nach Ausfüllen eines sehr langen und speziellen Fragebogens nannte er uns dann die Substanzen, die wir Kindl geben sollten. Wir befolgten seine Anweisungen und taten alles was er uns riet. Thomas hat niemals versprochen Kindl heilen zu können, aber er sah eine Möglichkeit, ihre Lebensqualität eventuell verbessern zu können.
Mit Tränen in den Augen gab ich Kindl drei mal täglich die verschiedensten Substanzen, immer mit dem Gedanken dass der Abschied bald kommen würde.

Was dann geschah hatte wohl niemand erwartet. Kindl wurde von Tag zu Tag vitaler. Als sie zum ersten Mal wieder "aus der Kralle" fressen konnte hab ich zum letzten Mal geweint. Bald darauf konnte sie auch wieder fliegen. Die Beule am Bauch reduzierte sich deutlich, und ihre Beweglichkeit nahm immer mehr zu.
Kindl wog immmer ziemlich genau 300 Gramm. Mit der Beule im Juni 2005 wog sie 368 Gramm. Inzwischen wiegt sie 335 Gramm. Nicht nur mein Tierarzt war verblüfft, er und auch Thomas rieten mir ausdrücklich davon ab,Kindl röntgen zu lassen. Wir vermeiden jeglichen Stress, jede Veränderung und freuen uns über jeden Tag den Kindl erlebt.

Sie bewegt sich nicht mehr so wie früher, kann aber überall hin und fliegen, frisst mit Genuss und kakelt, streitet und kuschelt mit ihrem Jojo. Inzwischen haben wir Mai 2008, das heißt 3 Jahre Leben! Lebenswetes Leben, da bin ich mir sicher wenn ich sie und Jojo betrachte!

Ich habe mir lange Zeit damit gelassen bis ich diese Geschichte aufgeschrieben und ins Forum gesetzt habe. Zu schwer fiel mir das Ganze, lange Zeit habe ich daran gezweifelt, ob ich richtig gehandelt habe. Ich hab tage- wochen- monatelang mit Freunden diskutiert, die alle mit viel Geduld zuhörten, mit mir litten. Dem Haifischbecken, welches Foren ja leider oft darstellen hätte ich mich nicht gewachsen gefühlt.


Vielen Dank Thomas für deine Hilfe, nicht nur für Kindl und ihren Jojo, Vielen Dank auch für deinen seelischen Beistand in dieser schweren Zeit.
Liebe Grüsse

vom kakadei[Bild: smilie_car.gif]
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