14.09.2007, 10:26
Wir haben einen Orangihaubi namens Jojo (männlich) mit dem der Umgang nicht so ganz einfach ist. Er ist seit 16 Jahren bei uns.
Um überhaupt mit uns (Menschen) richtig Kontakt aufzunehmen brauchte er Monate. Er war nicht nur schreckhaft, ich würde eher sagen er reagierte hysterisch! Er schrie, flatterte, beruhigte sich nur sehr langsam wenn man ihm näher kam als 1m. Nicht nur Menschen, auch anderen Vögeln gegenüber zeigte er dieses Verhalten. Es war kaum mit anzusehen. Die Panik in seinen Augen, insbesondere wenn er im Käfig saß war schlicht unerträglich.
Wir lösten das Problem indem wir ihn allein in ein Zimmer brachten wo er (ohne den verhassten Käfig zu betreten) sein Futter finden und sich verstecken konnte.
Nun sprachen wir öfter mit unserem "Unsichtbaren" schon nach wenigen Wochen wagte er einen Blick aus schwarzen Knopfaugen über die Schrankkante. Von Woche zu Woche wurde er "sichtbarer" . Nach Monaten war es dann so weit, er flog zu uns herunter.
Bald konnten wir ihn anfassen und auch kraulen, aber das ist bis heute relativ gefährlich. Die geringste Störung, ein Rascheln, eine schnelle Bewegung und er beißt zu wie ein Verrückter! Auch hat er die Scheu vor anderen Menschen nie verloren, Besucher sehen meinen Orangihaubi höchstens durch einen Blick durch die Tür. Betritt ein "Fremdmensch" sein Revier reagiert er panisch, kann sich kaum beruhigen, das ersparen wir ihm. Uns gegenüber verhält er sich ausgeglichen bis "rotzfrech" :-).
Wir suchten und fanden eine Orangehaubenlady für ihn. Die Beiden verstanden sich sehr gut, kraulten sich stundenlang und wir wähnten uns auf dem richtigen Weg. Fast ein Jahr ging das gut. Bis er sie eines Tages angriff.
Mir ist wichtig zu erwähnen dass die Beiden keinesfalls zusammen in einen Käfig gesperrt waren, sondern sich ständig frei in einem Raum mit diversen Sitz- und Versteckmöglichkeiten aufhielten.
Glücklicherweise war ich dabei und konnte so den Tod des Weibchens verhindern, sie wurde allerdings erheblich verletzt. Gott sei Dank hatten wir damals einen guten TA in der Nähe, der sie so schnell und gut versorgte, dass sie sich vollständig erholte.
Nun war guter Rat teuer! Das Weibchen hatte eine solche Angst vor ihm, sie zog in einen anderen Raum zu einem friedlichen Gelbwangenmännchen.
Wir beschlossen kein weiteres Weibchen dieser Gefahr auszusetzen, Recherchen beim Vorbesitzer ergaben, dass er schon einmal ein Weibchen hatte, welches "plötzlich tot war"... Jojo sollte allein bleiben, wir meinten das nicht verantworten zu können. Er schloss sich uns zwar näher an, zeigte aber weiter immer wieder plötzliche Bissigkeit, für die wir keine Erklärung fanden.
Es ergab sich, dass ein kleines zerrupftes und hochaggressives Gelbwangenweibchen ins Haus kam. Nie zuvor hatte ich so viel Hass & Wut in Kakaduaugen gesehen! Sie schrie wie eine Kreissäge und griff Mensch und Tier an. Jeder andere Kakadu zeigte gehörig Respekt, wenn nicht gar Angst vor ihr. Die Dame schien ständig unter Strom zu stehen und war kaum zu bändigen.
Ohne dass es vorgesehen war nahmen die beiden "telefonischen" Kontakt durch die (zunächst noch) geschlossene Tür auf. Irgendwann öffneten wir die Tür und Jojo wagte einen Ausflug in fremdes Terrain! Ein Wunder...
Schnell zog das Weibchen dann bei Jojo ein, das Glück schien perfekt zu sein. Die beiden hatten einen so herzlichen, wenn auch manchmal ruppigen Umgang miteinander, dass es eine Freude war ihnen zuzusehen. Das Weibchen verlor den bösen Blick und stellte vor allem ihre Schrei- und Angriffsattacken ein. Wir trauten dem Frieden trotzdem nicht, überwachten die Beiden mit Argusaugen und Babyphone, bekamen schon Schlafstörungen...:-)
Nach einigen Monaten muss irgendetwas zwischen den Beiden passiert sein, ich sah hörte wie sie sich anschrien, sah dann wie er zu flüchten versuchte und sie ihn verfolgte. Sie flog ihn mehrfach an, brachte ihn zum Absturz und stürzte sich auf den am Boden liegenden.
Schnell griff ich ein (fing mir noch zwei Bisse ein) und "rettete" Jojo. Das Weibchen attackierte ihn noch als ich ihn schon in den Händen hatte!
Mein benachbarter Tierarzt (leider lebt der nicht mehr) nähte dann Jojos fast abgebissene Zunge. Ohne das schnelle Eingreifen wäre er ganz sicher verblutet.
Wir machten uns schlimme Vorwürfe. Hatten wir nicht gewusst, dass beide ein enormes Aggressionspotential haben?
Sobald sich Jojo erholt hatte begannen die Beiden wieder durch die geschlossene Tür zu "telefonieren" Uns war jedoch nicht nach weiteren Experimenten, wir hatten uns an den Gedanken gewöhnt zwei Einzelvögel zu besitzen.
Um so größer war unser Entsetzen als wir eines Abends nach Hause kamen und ein gewaltiges Loch in der Tür fanden. Die Späne lagen an beiden Seiten, das war wohl Teamwork! Die Beiden saßen friedlich aneinander gekuschelt in Jojos Raum und waren bester Dinge! Es war faszinierend, sie machten einen vollkommen entspannten zufriedenen Eindruck!
Was nun? Die Beiden wieder zu trennen wäre schlicht unmenschlich gewesen. Wir beschafften eine Video-Überwachungskamera, belauerten die beiden schlimmer als "Big Brother".
Was geschah? Nichts!
Seit 14 Jahren sind die Beiden nun ein Paar. Sie haben Eier gelegt, gebrütet, verstehen sich immer noch bestens. Gelgentlich streiten sie sich ein bisschen, aber es ist mehr Genecke, nichts um das man sich Sorgen machen muss.
Seit gut zwei Jahren wissen wir dass das Weibchen einen Nierentumor hat, ihre leider Tage gezählt sind. Sie ist längst nicht mehr so aktiv, scheint sich aber offensichtlich noch wohl zu fühlen und Freude am Kakaduleben zu haben. Jojo zeigt weiterhin keine Aggressionen gegen sie, ganz im Gegenteil.
Ich bin heute froh dass wir es damals gewagt haben die Beiden wieder zusammen zu lassen, trotz des Risikos.
Ich will das einfach nur hier mal darstellen, als Erfahrungsbericht.
Um überhaupt mit uns (Menschen) richtig Kontakt aufzunehmen brauchte er Monate. Er war nicht nur schreckhaft, ich würde eher sagen er reagierte hysterisch! Er schrie, flatterte, beruhigte sich nur sehr langsam wenn man ihm näher kam als 1m. Nicht nur Menschen, auch anderen Vögeln gegenüber zeigte er dieses Verhalten. Es war kaum mit anzusehen. Die Panik in seinen Augen, insbesondere wenn er im Käfig saß war schlicht unerträglich.
Wir lösten das Problem indem wir ihn allein in ein Zimmer brachten wo er (ohne den verhassten Käfig zu betreten) sein Futter finden und sich verstecken konnte.
Nun sprachen wir öfter mit unserem "Unsichtbaren" schon nach wenigen Wochen wagte er einen Blick aus schwarzen Knopfaugen über die Schrankkante. Von Woche zu Woche wurde er "sichtbarer" . Nach Monaten war es dann so weit, er flog zu uns herunter.
Bald konnten wir ihn anfassen und auch kraulen, aber das ist bis heute relativ gefährlich. Die geringste Störung, ein Rascheln, eine schnelle Bewegung und er beißt zu wie ein Verrückter! Auch hat er die Scheu vor anderen Menschen nie verloren, Besucher sehen meinen Orangihaubi höchstens durch einen Blick durch die Tür. Betritt ein "Fremdmensch" sein Revier reagiert er panisch, kann sich kaum beruhigen, das ersparen wir ihm. Uns gegenüber verhält er sich ausgeglichen bis "rotzfrech" :-).
Wir suchten und fanden eine Orangehaubenlady für ihn. Die Beiden verstanden sich sehr gut, kraulten sich stundenlang und wir wähnten uns auf dem richtigen Weg. Fast ein Jahr ging das gut. Bis er sie eines Tages angriff.
Mir ist wichtig zu erwähnen dass die Beiden keinesfalls zusammen in einen Käfig gesperrt waren, sondern sich ständig frei in einem Raum mit diversen Sitz- und Versteckmöglichkeiten aufhielten.
Glücklicherweise war ich dabei und konnte so den Tod des Weibchens verhindern, sie wurde allerdings erheblich verletzt. Gott sei Dank hatten wir damals einen guten TA in der Nähe, der sie so schnell und gut versorgte, dass sie sich vollständig erholte.
Nun war guter Rat teuer! Das Weibchen hatte eine solche Angst vor ihm, sie zog in einen anderen Raum zu einem friedlichen Gelbwangenmännchen.
Wir beschlossen kein weiteres Weibchen dieser Gefahr auszusetzen, Recherchen beim Vorbesitzer ergaben, dass er schon einmal ein Weibchen hatte, welches "plötzlich tot war"... Jojo sollte allein bleiben, wir meinten das nicht verantworten zu können. Er schloss sich uns zwar näher an, zeigte aber weiter immer wieder plötzliche Bissigkeit, für die wir keine Erklärung fanden.
Es ergab sich, dass ein kleines zerrupftes und hochaggressives Gelbwangenweibchen ins Haus kam. Nie zuvor hatte ich so viel Hass & Wut in Kakaduaugen gesehen! Sie schrie wie eine Kreissäge und griff Mensch und Tier an. Jeder andere Kakadu zeigte gehörig Respekt, wenn nicht gar Angst vor ihr. Die Dame schien ständig unter Strom zu stehen und war kaum zu bändigen.
Ohne dass es vorgesehen war nahmen die beiden "telefonischen" Kontakt durch die (zunächst noch) geschlossene Tür auf. Irgendwann öffneten wir die Tür und Jojo wagte einen Ausflug in fremdes Terrain! Ein Wunder...
Schnell zog das Weibchen dann bei Jojo ein, das Glück schien perfekt zu sein. Die beiden hatten einen so herzlichen, wenn auch manchmal ruppigen Umgang miteinander, dass es eine Freude war ihnen zuzusehen. Das Weibchen verlor den bösen Blick und stellte vor allem ihre Schrei- und Angriffsattacken ein. Wir trauten dem Frieden trotzdem nicht, überwachten die Beiden mit Argusaugen und Babyphone, bekamen schon Schlafstörungen...:-)
Nach einigen Monaten muss irgendetwas zwischen den Beiden passiert sein, ich sah hörte wie sie sich anschrien, sah dann wie er zu flüchten versuchte und sie ihn verfolgte. Sie flog ihn mehrfach an, brachte ihn zum Absturz und stürzte sich auf den am Boden liegenden.
Schnell griff ich ein (fing mir noch zwei Bisse ein) und "rettete" Jojo. Das Weibchen attackierte ihn noch als ich ihn schon in den Händen hatte!
Mein benachbarter Tierarzt (leider lebt der nicht mehr) nähte dann Jojos fast abgebissene Zunge. Ohne das schnelle Eingreifen wäre er ganz sicher verblutet.
Wir machten uns schlimme Vorwürfe. Hatten wir nicht gewusst, dass beide ein enormes Aggressionspotential haben?
Sobald sich Jojo erholt hatte begannen die Beiden wieder durch die geschlossene Tür zu "telefonieren" Uns war jedoch nicht nach weiteren Experimenten, wir hatten uns an den Gedanken gewöhnt zwei Einzelvögel zu besitzen.
Um so größer war unser Entsetzen als wir eines Abends nach Hause kamen und ein gewaltiges Loch in der Tür fanden. Die Späne lagen an beiden Seiten, das war wohl Teamwork! Die Beiden saßen friedlich aneinander gekuschelt in Jojos Raum und waren bester Dinge! Es war faszinierend, sie machten einen vollkommen entspannten zufriedenen Eindruck!
Was nun? Die Beiden wieder zu trennen wäre schlicht unmenschlich gewesen. Wir beschafften eine Video-Überwachungskamera, belauerten die beiden schlimmer als "Big Brother".
Was geschah? Nichts!
Seit 14 Jahren sind die Beiden nun ein Paar. Sie haben Eier gelegt, gebrütet, verstehen sich immer noch bestens. Gelgentlich streiten sie sich ein bisschen, aber es ist mehr Genecke, nichts um das man sich Sorgen machen muss.
Seit gut zwei Jahren wissen wir dass das Weibchen einen Nierentumor hat, ihre leider Tage gezählt sind. Sie ist längst nicht mehr so aktiv, scheint sich aber offensichtlich noch wohl zu fühlen und Freude am Kakaduleben zu haben. Jojo zeigt weiterhin keine Aggressionen gegen sie, ganz im Gegenteil.
Ich bin heute froh dass wir es damals gewagt haben die Beiden wieder zusammen zu lassen, trotz des Risikos.
Ich will das einfach nur hier mal darstellen, als Erfahrungsbericht.
Liebe Grüsse
vom kakadei
vom kakadei