Kakadu-Forum

Normale Version: Rupfer und Selbstzerstörer - Möglichkeiten und Hilfsmittel?
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Hi,

schaut mal hier, ich habe heute eine Seite in den USA entdeckt, in der eine neue Art von Halskrause bei Papageien beschrieben wird.

Auf die Idee, mal danach zu suchen, kam ich durch einen "Notruf", der Besitzer eines ca. 20-jährigen Kakadus hat plötzlich Probleme mit dem sog. "Selbstzerstümmlen" und noch während wir telefonierten, biss sich der Kakadu wieder ein Stück aus dem Leib, so daß er sofort zum TA fahren musste. Nun, und der Besitzer beschrieb mir diese neue Krause aus Amerika und daher suchte ich nach diesem "Ball" oder "Kugel".

Das wird sie sein, die neue Halskrause - aber dennoch hat er den Tip mit dem Seidenjäckchen gerne mit aufgenommen und hat auch schon mit dem TA darüber geredet.

Wie es dem Kakadu jetzt mit diesen "Halsball" geht, weiß er nicht, der TA hat den Kakadu stationär aufgenommen.

Der Besitzer ist so verzweifelt, er hat ihn schon seit ca. 20 Jahren, und durch einen Unfall letztes Jahr konnte er sich plötzlich nicht mehr in der gewohnten Art und Weise um den kleinen Kerl kümmern und da hat das Drama angefangen, erst leichtes Rupfen, dann Rausreissen der Brust-, Bauch- und Beinfedern und dann plötzlich das Hautaufbeissen!
En Teufelskreis - denn der Kakadu merkt sehr wohl, daß er durch diese Zerstümmelung sehr wohl recht viel Aufmerksamkeit erhält, aber man kann ja auch nicht tatenlos zusehen?

Daher immer mein Rat - Papageien und vor allem Kakadus nicht alleine halten, fällt ein Partner aus, so ist dann immer noch ein anderes "Schwarmmitglied" vorhanden und somit die Langeweile oder Trauer um einiges weniger (und auch Schäden)!


Liebe Gitti,
eine Halskrause/ein Kragen, egal, wie beschaffen, kann immer nur eine ganz kurzfristige Notlösung sein. Länger- und mittelfristig traumatisiert sie den Vogel noch mehr, es gibt nur wenige Vögel, gerade bei den besonders sensiblen Arten, die so etwas unbeschadet tolerieren.
Nach meiner Erfahrung ist die einzige gute Chance (wenn auch beileibe keine Garantie!) in solchen Fällen eine klassisch-homöopathische Behandlung (auch Bachblüten wirken in so schweren Fällen nur selten) in Verbindung mit Farbtherapie.
Ich hab gerde so eine Orangenhaubenkakadudame, die sich ein großes Stück aus der Brust gerissen hatte und deren Halter mich mit dem Notruf "Hilfe, mein Vogel verblutet!" unmißverständlich auf den Ernst der Lage aufmerksam gemacht hat. Sie braucht jetzt die Halskrause nur noch nachts und ich hoffe, sie bald ganz absetzen zu können.
Hier ein Bild der Patientin:
https://freemailng5201.web.de/online/log...=216112123

LG
Thomas
Thomas B., Tierheilpraktiker schrieb:Liebe Gitti,
eine Halskrause/ein Kragen, egal, wie beschaffen, kann immer nur eine ganz kurzfristige Notlösung sein. Länger- und mittelfristig traumatisiert sie den Vogel noch mehr, es gibt nur wenige Vögel, gerade bei den besonders sensiblen Arten, die so etwas unbeschadet tolerieren.

Ja, Thomas, danke, für den so wichtigen Hinweis, das muss man immer auch ausdrücklich erwähnen:
eine Halskrause ist nur im äussersten Notfall, als letzte lebensrettende Maßnahme, anzuwenden, da sie für so gut wie jeden Papagei eine unvorstellbare (physische wie auch psychische Belastung) darstellt.
Genauso sollte man das auch hinsichtlich der Gabe von Psychopharmaka sehen - nur als (vorübergehende) schnelle und letzte Maßnahme, um das Leben des Tieres zu retten!



Thomas B., Tierheilpraktiker schrieb:Hier ein Bild der Patientin:
https://freemailng5201.web.de/online/log...=216112123
Thomas, man braucht dazu ein Kenn- und Passwort!

Aber mal einen kleines Beispiel, wie man auch ohne Krause, Psychopharmakas und sonstigen Hilfsmittelchen einen Rupfer wieder hinbekommen kann:
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Zero, im Februar 2004 5 Jahre alt, Einzelhaltung, fing nach Familienzuwachs mit dem Rupfen an. Schwungfedern halb abgebissen, an Bauch und Brust nur noch Flaum mit kleinen Blutkrusten, Beinchen fast kahl, so wurde er mir abgegeben - und heute, nach 2 Jahren sieht er bzw. sie so aus!
Allein nur durch die Gruppenhaltung war dies möglich, denn jetzt hat sie rund um die Uhr Gesellschaft!
Gitti, hast Du ein Foto von dieser neuen Halskrause?

Ja, Halskrausen sind kein Mittel gegen die Ursachen, daher ist ihre Anwendung nur im äussersten Notfall angebracht. Vor allem kommt es auch sehr auf das Tier an.

Gitti, Dein Beispiel von Zero, schön sieht er aus, zeigt dass es auch "einfach" gehen kann. Du weisst jedoch auch andere Beispiele, man kämpft und "versucht" unaufhörlich und findet kein Ziel, Besserungen sind kurzfristig, nach einer Bergfahrt folgt eine steile Talfahrt, auf und ab, ggf. die Tiefs werden schlimmer.

Auch die Paar- bzw. Gruppenhaltung ist nicht immer das "Wundermittel", es kann helfen. Die Anwendung eines (egal was für einer) Halskragens, Anwendung von "Medikamenten" oder alternativen Therapien mit Globulis, Bachblüten, Lichttherapie etc. ist m.M. nach immer ein Einzelfall und kann nie verallgemeinert werden.

Es kann auch sein dass etwas heute hilft was bereits vor geraumer Zeit, seien es 1 oder 3 Jahre her, durchgeführt wurde und damals absolut nicht angeschlagen hatte.

Wichtig ist, man darf nie auffhören an eine Besserung zu glauben und muss immer wieder "probieren".
Hallo an alle,

ich denke inwieweit ein Rupfer das Rupfen wieder einstellt, hat sehr viel damit zu tun, wie lange er schon rupft.

Hält dieses Verhalten länger als zehn Jahre an, ist nach meinen Beobachtungen nicht mehr damit zu rechnen, dass der Kakadu dieses Verhalten aufgibt. Auch habe ich bei einigen Kakadus den Eindruck, das gar keine Federn mehr wachsen in bestimmten, jahrelang gerupften Bereichen.

Ich habe schon mehrfach beobachten können, dass, wenn ein Vogel in eine andere Umgebung kommt, das Rupfen nur für eine bestimmte Zeit eingestellt wird, und nach einigen Monaten wieder auftritt.

Ich denke, wenn ein Kakadu das Rupfen beginnt, sollte man schnell reagieren und die Haltungsbedingungen kritisch überdenken.

Zero ist für mich ein gutes Beispiel dafür, dass man (ungeachtet menschlicher Interessen) durch Veränderung der Lebenssituation die Zerstörung eines herrlichen Vogels abwenden konnte.
Die Aussagen von Kakadei kann ich bestätigen. Auch ich habe eine GHK welche total nackt ist an Brust/Bauch/Beinen/Rücken, schön sind Schwanz und Kopf. (Aber sie beisst sich nicht auf, das ist schon viel wert m.M. nach). Sie rupft seit nunmehr ca. 12 Jahren, vor ca. 3,5 Jahren kam sie zu uns, sie fand ihre grosse Liebe den GWK Paco, es war ein Traumpärchen. Nach ca. 6 - 8 Wochen in der Gruppe (vorher ca. 25 Jahre Einzelvogel) bekam sie Federn, überall, es hielt einige Wochen, nach dem totalen Einleben, ca. nach 1/2 Jahr, war sie wieder nackt, trotz Gruppe, trotz liebendem Partner, trotz Haltung nicht im Käfug sondern auf ca. 12 m2, trotz zusätzlicher Aussenvoliere, regelmässigen draussen sein, duschen, abwechslugnsreichem Futter usw. usf. Und so nackt ist sie auch heute (wieder oder noch), ein ansonsten sehr selbstbewusster "Alpha" Vogel.
Gitti schrieb:Genauso sollte man das auch hinsichtlich der Gabe von Psychopharmaka sehen - nur als (vorübergehende) schnelle und letzte Maßnahme, um das Leben des Tieres zu retten!
Thomas B., Tierheilpraktiker schrieb:Hier ein Bild der Patientin:
https://freemailng5201.web.de/online/log...=216112123
Thomas, man braucht dazu ein Kenn- und Passwort!
Psychopharmaka (Benzodiazepine etc.) werden, das ist eine Mode aus USA, oft unkritisch gegeben. Ich habe einen Graupapagei in Behandlung, der Rupfer war und infolge "Behandlung" mit Psychopharmaka völlig apathisch und erst richtig depressiv geworden war. Nach einer Bachblütenbehandlung und Farbtherapie ist er richtig aufgeblüht.
Ich versuch's noch mal mit dem Bild der Orangenhaubenkakadudame als Attatchment:
[attachment=111]
LG
Thomas
Hallo Thomas,

danke, jetzt kann man das Foto sehen, das ist ja wirklich mehr als schlimm. Darf ich fragen ob der Kakadu plötzlich angefangen hatte sich so aufzubeissen? Oder war es ein langsames aufkeimen? Wie alt ist der Kakadu und wie lebt er (Haltung, Platz, Partner, Gruppe?)

Womit wird der vogel nun behandelt? Wird er von seinem Halter in seinem gewohnten Umfeld behandelt oder bei Dir oder einem Arzt?
Hallo, Inge,
Inge schrieb:Gitti, hast Du ein Foto von dieser neuen Halskrause?
ja, auf der Seite http://www.aviancollar.com/NewPage.html sieht man diese "Kugel" und auch weitere Infos (z.B. wie man sie anlegen muss).

Naja, meine ersten Nachfragen von gestern ergaben nichts Neues, auch diese Halskrause scheint nicht das zu halten, was man sich vor ihr versprochen hatte!

Nun, zu Zero muss ich auch sagen, daß die Vorbesitzerin die Zeichen relativ schnell erkannte und entsprechend schnell und liebevoll handelte. Der Erfolg kommt m.E. auch daher, daß der Vogel zu einem neuen Besitzer kam und zum anderen zu Artgenossen (Dumbo und Paula, zwei sehr "soziale" (Art)Genossen) und sich daher komplett neu orientieren musste. Alte Bezugspersonen waren ausser Sichtweite und die neunen (z.B.) sah er/sie nur "im Schwarm"! Nun kann man auch nur hoffen, daß Zero so bleibt und nicht irgendwann wieder damit anfängt.

Thomas, die kleine OHK-Dame, sieht es nur so aus, als ob sie sich "nur" aufbeisst, aber nicht die Federn rausreisst? Oder sind die zwischenzeitlich schon nachgewachsen und nur die blutende Wunde ist vorhanden?
Hallo Inge,
Inge schrieb:Auch die Paar- bzw. Gruppenhaltung ist nicht immer das "Wundermittel", es kann helfen. Die Anwendung eines (egal was für einer) Halskragens, Anwendung von "Medikamenten" oder alternativen Therapien mit Globulis, Bachblüten, Lichttherapie etc. ist m.M. nach immer ein Einzelfall und kann nie verallgemeinert werden.
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Es kann auch sein dass etwas heute hilft was bereits vor geraumer Zeit, seien es 1 oder 3 Jahre her, durchgeführt wurde und damals absolut nicht angeschlagen hatte.
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Wichtig ist, man darf nie auffhören an eine Besserung zu glauben und muss immer wieder "probieren".
Das sind wichtige Hinweise.
a) Rupferverpaarung kann (unbehandelt) dazu führen, daß der Rupfer den Partner auch noch rupft und daß der andere sich das abschaut und sich am Ende beide selbst und gegenseitig rupfen. Sowas kann vorkommen. Die komplementärmedizinischen Behandlungsmethoden sind immer individuell. Ein Globulum, daß Papagei X geholfen hat, wird normalerweise bei Papagei Y nichts bewirken. Genauso ist es bei Bachblüten. Es gibt nicht DAS Mittel gegen Rupfen, es muß immer mit sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen für den individuellen Einzelpatienten gesucht und gefunden werden. Deshalb sind auch Selbstbehandlungsversuche aufgrund weitergegebener und aufgeschnappter Tips ohne Begleitung eines Fachmanns so unsinnig.

b) Auch Deinen zweiten Hinweis kann ich bestätigen. Entweder ein zuerst richtiges Mittel hat ausgewirkt und neue Symptome liefern Hinweise auf ein neues Mittel (der Vogelhalter ist hier als akribischer Beobachter und Chronist seiner Beobachtungen gefragt!)
oder aber das zweite oder dritte Mittel konnte erst wirken, wenn vorher andere, überlagernde Probleme (seelische oder körperliche Schichten, wie bei einer Zwiebel) bearbeitet und dadurch Regulationsblockaden beseitigt wurden.

c) Am Wichtigsten finde ich Deinen letzten Hinweis. Postitives und negatives Denken übertragen sich auf das Tier. Gibt der Halter auf, gibt (sich) auh das Tier auf. Noch wichtiger ist aber in dem Zusammenhang in anderer Aspekt: Die zwanghafte Fixierung des Halters auf das Rupfproblem nimmt dem Vogel jede Chance, die eigene Fixiwrung loszulassen, sie betoniert das Fehlverhalten des Vogels regelrecht ein. Denkt der Halter den ganzen Tag: "Bloß nicht wieder rupfen, nicht schon wieder rupfen!", kommt beim Vogel nur an: "rupfen, rupfen, rupfen", denn die Seele versteht kein "nein". Die Fixierungen verstärken sich gegenseitig, unabhängig von ihrer "Polung".
Der Halter sollte versuchen, in heiterer Gelassenheit seinen Vogel uneingeschränkt so anzunehmen, wie er ist, ihm zu verstehen zu geben, daß er ihn mit wunderbarem Gefieder wie auch als Brathuhn liebt und daß der Vogel gar nicht permanent sein Gefieder bearbeiten muß, um Aufmerksamkeit zu bekommen ("Du bist doch schon so schön, Du hast es gar nicht nötig, Dich dauernd zu putzen!") - gleichzeitig aber das ruhige Vertrauen ausstrahlen, daß der Vogel eines Tages sein positives Potential (schönes Gefieder und Flugfähigkeit) wider verwirklichen und leben wird, wenn er es, aus welchem Grund auch immer, nicht mehr "not-wendig" hat, sich zu rupfen. Gleichzeitig muß er lernen, seinen Vogel ein Stückchen loszulassen, denn übergroße gegenseitige Fixierung begünstigt aufgrund ihres zwangghaften Charakters das ebenfalls zwanghafte Rupfen.

Liebe Grüße,
Thomas
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