Hallo,
ich fang mal "von hinten" an:
(09.09.2010, 13:33 )humboldt schrieb: [ -> ]Sag mal, ich trainiere gerade mit Leo Ballspielen. Ich hab so eine Holzkugel, die ich ihm zuschiebe und schiebt sie mit dem Schnabel zurück. Das funktioniert ganz gut und scheint ihm auch richtig Spass zu machen.
Ich bin schon fast "bekannt" dafür, dass ich auf Begriffe Wert lege - manche nennen das auch "Korinthenkackerei",
für den Begriff, aber so nennen es halt manche!
Ich würde also erst einmal vermuten, dass du mit Leo Ball spielst - und nicht mit ihm Ballspielen "trainierst".
Was ist der Unterschied?
Beim Training hast du immer ein Zielverhalten, das du erreichen willst. Ein Verhalten, das sichtbar und messbar ist (wie oft, wie schnell, wie lange ....), ein Verhalten, das man genau beschreiben kann. Das Training, um dieses Verhalten zu erreichen, wird in winzig kleine Lernschritte aufgegliedert, ausgehend von dem Verhalten, das der Vogel anbietet (Lernausgangslage).
Ein mögliches Zielverhalten, auf das man schrittweise hinarbeitet, könnte z.B. sein:
Leo holt einen Ball (Plastik mit Löchern), trägt ihn im Schnabel zu einem Korb und wirft ihn da hinein. Sicher erkennt jeder, dass es eine komplexe Handlung ist, die aus mehreren Einzelkomponenten besteht und eben entsprechend "trainiert" werden muss. Es geht - angefangen mit dem kleinsten Schritt - immer ein bisschen weiter. Der Vogel lernt immer mehr dazu, bis er ganz am Ende das geplante Zielverhalten zeigt (so wie bei einem Kind, das lesen oder schreiben oder Klavier spielen lernt: Schritt für Schritt)
(09.09.2010, 13:33 )humboldt schrieb: [ -> ]Jetzt habe ich gesehen, dass es so Rollschuhe und Kickboards für Kakadus gibt. Macht es Sinn sowas zu trainieren...bzw. macht es den Vögeln Spass oder ist das lediglich eine Menschenbefriedigung ?
Ich persönlich finde alles das im Training mit Papageien sinnvoll, was ihnen ein stressfreies Leben in Menschenobhut ermöglicht, basierend auf "wachsendem" Vertrauen.
Das beginnt für mich mit damit, dass ein Vogel auf die Hand / den Ast steigt, dass er sich an einem anderen beliebigen Ort absetzen lässt, dass er freiwillig auf die Waage / in den Käfig / in die Transportbox geht, dass er auf Zuruf / Pfiff sofort zu mir geflogen kommt (auch wenn er mich nicht sehen kann), dass er an einem Platz für eine bestimmte Zeit sitzen bleibt (z.B. wenn ich telefonieren muss). Weitere sinnvolle Übungen sind für mich die, die unter dem Begriff "medical training" zusammengefasst werden. Unser Molukkenkakadu (HZ ab 8. Woche und von Anfang an auf "stressfrei leben" ausgerichtet) nimmt z.B. jede Flüssigkeit aus einer Spritze oral freiwillig auf und schluckt sie (auch wenn's nicht so lecker ist). Er hat gelernt, dass es sich für ihn am meisten lohnt, das Zeug runterzuschlucken. Ich denke, solche Verhalten sind auch im Krankheitsfall eine unschätzbare Hilfe, wenn man den Vogel eben nicht greifen und fixieren will - und damit sein Vertrauen verspielt / verliert!
Ich finde Papageien, die "Kunststücke" können, auch faszinierend - weil es ihre Intelligenz deutlich macht - aber es verstärkt leider auch immer die falschen Vorstellungen, die Menschen von dem "Clown Papagei" bekommen. Das ist das, was sie aus meiner Sicht nicht verdient haben! Es gibt viele Verhalten, die man trainieren kann - und die ich persönlich für "sinnvoller" halte.
Damit möchte ich zu deinem "Duschproblem" kommen. Das Wichtigste wäre erst mal, herauszufinden, wie dein Papagei am liebsten duscht. Du schreibst über das Abspritzen mit dem Gartenschlauch im Garten: Kann er da ausweichen oder nicht? Wie verhält er sich, wenn er im ganz normalen Regen draußen ist? Unsere Kakadus hängen da am Gitter, breiten die Flügel weit aus, lassen sich von oben und unten "beregnen" und deren Geschrei ist bei Regen unüberhörbar. Sie könnten sich auch unters Dach setzen oder eben tlw. rein gehen. Nein, tun sie nicht, sie genießen den Regen! Wenn Leo das mag, gibt es für die meisten Monate des Jahres eine ganz einfache Lösung
(09.09.2010, 13:26 )humboldt schrieb: [ -> ]Unsere Duschbrause lässt sich eigentlich ganz gut einstellen. Ich werde es mal mit Lekkerli versuchen. In der Dusche hat er ja einen Platz wo er sitzen kann und wird auch nicht direkt geduscht. Vielleicht bekomm ich ihn ja wieder soweit, dass er mir ein "Zeichen" gibt, wenn er geduscht werden will.
Das ist etwas, was du sehr langsam im Sinn von "Training" aufbauen könntest:
- auf einem Trainingsständer sitzen
- auf dem TSt sitzen bleiben
- an jedem beliebigen Ort / in jedem Raum der Wohnung
- im Badezimmer
- in der Dusche
- im Badezimmer, wenn das Wasser in der Dusche läuft
- in der Dusche, wenn das Wasser weit entfernt von ihm läuft,
- in der Dusche, wenn das Wasser in seiner Nähe läuft
- usw.
Es ist ein langer Weg und geht nicht "einfach mal so". Jedes Verhalten muss unter Signalkontrolle sein, bevor du das nächste Verhalten anstrebst. Und du musst deinen Vogel sehr genau beobachten und "lesen" können, um die Anforderungen wirklich so klein zu halten, dass der Vogel "Erfolg" hat.
Wir Menschen wissen doch, wie Lernen funktioniert, wir wissen, wie wir selbst auf Lob, Tadel oder Kritik reagieren. Je mehr (echtes) Lob wir bekommen, desto größer ist die Anstrengungsbereitschaft. Je kleiner die Lernfortschritte geplant werden, desto größer sind die Erfolgsaussichten und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, ein Lob zu bekommen. Häufiges (echtes) Lob steigert die Motivation. Überforderungen frustrieren.
Vlt. kann sich der eine oder andere User ja noch an Zeiten erinnern, als er z.B. Klavier spielen gelernt hat .... es gilt, die "Regeln des Formens" (Shaping) zu beachten, wenn man Verhalten "formen" will, z.B. das Verhalten, sich stressfrei und freiwillig die für ein gesundes Gefieder notwendigen Wasseranteile zu holen.
Der Vorschlag von Papugi ist auch gut - aber eben nur realisierbar, wenn man mehrere Kakadus "hält", bei dem einer vom anderen lernen kann.
Entschuldigung, dass es so lang geworden ist
.
Viele Grüße
Susanne