Ich verstehe Subkubus Denken und stehe selber noch vor dem ersten Schritt der Vergesellschaftung. Hugo soll ja in Kürze eine Henne bekommen. Da er aber zur Zeit sehr brutig ist, müssen wir warten, bis diese Phase vorbei ist.
Rakidu ist ja noch sehr jung. Vielleicht testet er spielerisch aus, wie er sich später als erwachsener Hahn verhalten kann, darf und wird. Noch ist es ein Spiel für ihn. Aber kann es nicht sein, dass er jetzt schon zeigt, wie sein Temperament als Liebhaber gelagert ist?
Ähnliches kann ich auch bei meinen Nymphen beobachten. Es gibt liebevolle Hähne und rabiate, nach dem Motto: Komm her, ich habe fertig und tschüss. Letztere waren schon als Jungvögel eher die Draufgänger. Die liebevollen zärtlichen Burschen, die hingebungsvoll mit ihren Hennen schmusen, waren als Junghähne auch eher vorsichtig und zurückhaltend.
Was ich hier vermisse sind sind präzise Ansagen für Subkubus, wie sie Rakidu beibringen soll, dass er die Henne z.B. nicht mehr am Schwanz zieht. Dazu habe ich nichts gelesen oder es überlesen?
Da Rakidu seine kleinen übermütigen Attacken ja auch in unbeobachteten Momenten fahren kann, könnte das Trennen eine Möglichkeit sein. Aber ich bezweifle es, denn man behebt nicht die Ursache, sondern nur die Folgen. Können die OHK Hähne problematisch ihren Gattinen gegenüber werden? Ich kenne einen Gelbhaubenhahn, der heute mit einem anderen Hahn zusammen lebt, weil er zwei Hennen getötet hatte.
Eine schwierige Sache. Der Henne mehr Selbstbewusstsein zu geben, hmmmm, wäre gut, aber wie und geht das überhaupt. Leider halten ja viele Hennen hin - bis zum bitteren Ende, liest man jedenfalls oft. Und selbst in riesigen Volieren waren sie nicht sicher, wenn die Herren ihre hormonell gesteuerten 5 Minuten hatten.
Wenn ich das richtig gelesen habe, ist die Kleine Henne jünger als der Hahn. Vielleicht wäre ein umgekehrtes Altersverhältnis besser gewesen und eine selbstbewusstere und reifere Henne würde ihm jetzt zeigen, dass sie das nicht mag. Auf jeden Fall finde ich es richtig, dass ihr euren Hahn diesbezüglich im Auge habt. Ganz abgesehen davon, dass ein halbes Heckruder nicht nur beim Fliegen vielleicht hinderlich ist, sollte man bei Kakadumännern ja ohnehin vorsichtig sein, wenn ich das richtig reflektiere. Selbst bei Rosas kann es vorkommen, dass ein Hahn zu ruppig wird. ist aber glücklicherweise eher selten.
Ich hoffe, dass sich hier noch ein paar erfahrene Kakaduhalter melden und dir hilfreiche Ratschläge geben. Dann wäre da noch der Gang zum Heilpraktiker - ich glaube aber nicht, dass er alleine eine dauerhafte Veränderung bewirken kann. Dieser kann aber vielleicht unterstützend eingreifen. Aber ob man Rakidus Vorliebe fürs Schwanzfedernbeißen und Ziehen alleine mit einer homöopathischen Behandlung erreichen kann, ich glaube es nicht?
Das er nicht mehr unaufgefordert auf die Schulter oder den Kopf kommen darf, ist sinnvoll, aber ich glaube nicht, dass das sein Verhalten so übergreifend und nachhaltig beeinflusst, dass es der Henne hilft.
Ich würde einmal versuchen herauszufinden, wie Rakidu aufgezogen wurde. Vielleicht hat er diese Verhalten auch schon so gesehen. Bei unserem Kakadu haben wir den Ursprung seines Verhaltens eruiert, mit dem Ergebnis, dass er als isolierte Handaufzucht, gerade futterfest verkauft wurde. Deshalb kann er uns vermutlich nicht mit Drohgebärden anzeigen, wenn ihm etwas nicht passt.
Insofern möchte ich zu folgenden Zitaten etwas anmerken:
Zitat:dass Handaufzuchten keine Beißhemmung hätten - ist aber leider etwas von dem "Blödsinn", der über Handaufzuchten in Foren "verzapft" wird
Man kann weder das eine noch das andere verallgemeinern. Einiges an Verhalten ist angeboren und Instinkt geleitet, anderes wird erlernt, auch von Eltern oder anderen in der Gruppe lebenden Vögeln. Und je nach Methode der Handaufzucht, wird das Lernen von Sozialverhalten ermöglicht oder unterbunden. Was dann entsprechende Folgen im Verhalten zeigen kann, je nach Temperament des Vogels. Es gibt Kakadus, die von Grund auf eher zurückhaltend, sanft und vorsichtig sind. Andere wiederum sind lebhaft, verspielt und extrem selbstbewusst. Letztere können ohne ein gesundes Sozialverhalten schnell zu Problemvögeln werden.
Zitat:pardon Papageien sind Beutetiere und suchen eher das Weite (wenn sie können) bevor sie das Verhalten "Zubeißen" wählen.
Wie oben schon erklärt, es kommt ganz darauf an, wie ihr Sozialverhalten geprägt wurde und welches Temperament sie haben. Ein Leben in menschlicher Obhut kann man nicht eins zu eins mit einem Leben in freier Wildbahn und dem dort gezeigten Verhalten gleichsetzen.
Wenn man einmal beobachtet wie eine Naturbrut von den Eltern aufgezogen wird und sieht, wie die Elterntiere mit ihren Jungvögeln umgehen, dann kann man erkennen, dass sie sie nicht nur füttern. Sie bringen ihnen alles bei, was nicht angeboren, aber zum (Über)Leben der jeweiligen Art notwendig ist.
Nymphensittiche lassen sich dabei einfach beobachten und auch sie zeigen, dass die Küken sehr viel Verhalten von den Eltern und Schwarmmitgliedern lernen. Hört ein Küken nicht auf das warnende Verhalten der Eltern, wird es, notfalls auch mal mit einem Schnabelstoss, verwarnt oder in die Richtung geschubst, in die es soll. Es lernt auch wie es sich erwachsenen anderen Nymphen gegenüber zu verhalten hat. Sie fordern Respekt und Abstand ein, wenn der Kleine zu aufdringlich wird. Sie drohen und zeigen:"Lass das, sonst beisse ich.
Hier wurde auch der Vergleich zu Kindern gewählt. Als Mutter von drei Kindern denke ich, kann ich dazu auch etwas sagen. Kinder, die viel mit ihresgleichen spielen dürfen, zeigen eine in jeder Hinsicht bessere Entwicklung als Kinder, die isoliert und ohne Spielkameraden aufwachsen. Soziale Intelligenz kann zwar in der Anlage vererbt werden, entwickelt sich aber nicht oder nur schwach, wenn entsprechende Interaktion in einer sozialen Gruppe (Familie, Freunde, Schulkameraden) fehlen.
Zitat:Sie beißen nur dann zu, wenn ihre Körpersprache und ihr Wunsch nach "Halte bitte Abstand" nicht beachtet wird.
Um noch einmal auf Papageien zurückzukommen. Auf einen normal entwickelten und auf Artgenossen geprägten Vogel trifft das mit Sicherheit zu. Da gebe ich Susanne recht. Aber hierbei handelt es sich um auch durch Lernen verfestigtes instinktives Verhalten.
Ich würde versuchen zu eruieren wie Rakidu aufgezogen und geprägt wurde. Vielleicht kannst du dir die Eltern ansehen und sie beobachten. Außerdem würde ich mich mit möglichst vielen Menschen unterhalten, die Sachkenntnis und Erfahrung in der Haltung mit OHK's haben. Vielleicht kannst du aus der Summe der Aussagen eine Quintessenz ziehen, die dir hilft Rakidus Verhalten richtig einzuschätzen.
Ich würde meine Fühler in alle Richtungen ausstrecken und mich überall informieren, wo Informationen zu finden sind. Um Hugo besser verstehen zu können, habe ich mich Land auf und Land ab mit Züchtern und Haltern von Rosakakadus ausgetauscht und es kam erstaunliches zu Tage. Aber das Gehörte hilft, mit anderen Augen zu sehen.
Ich melde mich hier selten zu Wort, lese mehr, als das ich schreibe und sondiere gründlich. Abschließend möchte ich dir die Daumen drücken und viel Erfolg wünschen. Bei Rosas hilft es übrigens, wenn sie "ihre" fünf Minuten haben, sie zu duschen. Sie verbrauchen für das Trocknen und Pflegen ihrer Federn viel Energie, dass mildert ihr Temperament. Natürlich gibt es die Dusche nicht unmittelbar nach einer Aktion, aber sie folgt... .
Und was auch zum Auspowern hilft, ist wenn Hugo seine wilden fünf Runden drehen will, dann kündigt er das immer mit Getöse an. Wenn ich dieses dann erwidere und regelrecht anfeuere, dann saust er viel öfter durch die Luft und hat sichtlich Spaß daran gemeinsam mit mir durch das Haus zu toben. Sieht bestimmt irre aus, aber Hugo liebt es und ist danach immer sehr entspannt. Außerdem veranstalten wir auch Tau ziehen mit einem alten Handtuch. Es ist unglaublich was er damit alles anfängt. Er zerrt es durch die Gegend. Schüttelt es und hangelt sich gerne daran hoch, wenn ich es fest halte. Und dann bekommt er immer Kork oder Holzscheiben, am liebsten mit Rinde zum Schreddern. Da kann er stundenlang arbeiten. Und natürlich Lederknoten, Lederknoten sind sein Allerliebstes außer fressen natürlich. Nur das darf er ja nicht so üppig, als Rosa.
Also nochmal viel Glück