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Tagebuch einer schwierigen Verpaarung
#5
Hallo Noelle,
danke für Deine lieben Wünsche, ich drücke Dir auch die Daumen, damit es mit Et und Flo weiterhin gut geht. Wir wollen schließlich alle nur das Beste für unsere Geier...

Liebe Inge,
Du hast ja so recht, wenn man das alles vorher gewußt hätte... Aber auf jeden Fall ist es wichtig für Leute, die über Neukauf nachdenken, diese Dinge zu besprechen.
Man will ja alles richtig machen, wir hatten gedacht ein junger Hahn sei nicht so gefährlich für unser Mary (immer mit dem ängstlichen Hintergedanken an die oft erwähnten Killerhähne).
Aber nun haben wir die Beiden hier und müssen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Abbrechen kommt für uns erstmal nicht in Frage. Inzwischen ist es auch nicht mehr ganz so krass, ich kann ja mal erzählen, wie es weiter geht:

Mai 2008
Wir geben weiter Bachblüten und Marys Aggressionen halten sich in Grenzen. Manchmal ist sie eine ganze Woche lang friedlich und lieb zu ihm. Sobald sie Lust zum Schmusen hat, kommt Gonzo zu ihr, er ist immer mit allem einverstanden, der Liebe! Sie putzen sich gegenseitig die Hauben und wir sind happy. Allerdings lassen wir sie grundsätzlich nur noch unter Aufsicht zusammen, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass Mary ganz plötzlich doch wieder aggressiv sein kann. Das passiert manchmal ganz unerwartet.
Wir probieren etwas Neues: Wir haben jetzt ganz bewußt aufgehört beim Freiflug in der Wohnung mit den beiden zu spielen und sie ausgiebig zu kraulen. Dadurch ist immer wieder Eifersucht entstanden. Und das hilft! Die beiden gehen jetzt viel mehr aufeinander ein. Von uns bekommen sie erst mal nur noch kurze Streicheleinheiten.


Juni 2008
Es läuft immer besser. Es gibt gute Tage und dann wieder kurze Rückfälle von Mary, allerdings nicht mehr tagelange Aggression wie am Anfang, eher nur mal ein Stündchen oder zwei. Dann reicht es, sie in die Innenvoliere zu bringen und Gonzo darf draußen bleiben. Sie kann von drinnen sehen, wie er sich draußen alleine vergnügt. Oft ist sie schon nach 1 Stunde wieder lieb und darf wieder raus zu ihm.


Juli 2008
Wir haben festgestellt, dass ein Teil der Aggression bei Mary durch Futterneid ausgelöst wird. Sie ist super verfressen, so ist sie immer schon gewesen. Also geben wir den beiden keinerlei Extra-Leckerlis, wenn sie zusammen sind (in der Wohnung oder in der Außenvoli). Wir nehmen uns selbst auch immer mehr zurück, damit keine Eifersucht aufkommt und überlassen die beiden sich selbst. Wir passen zwar auf - aber wir beschäftigen uns vorläufig nicht mehr mit ihnen. Wir sitzen gemütlich im Liegestuhl vor der Voliere und lesen; besser gesagt, wir tun so, denn eigentlich schauen wir immer zu, was die beiden machen, das ist spannender als mancher Krimi und oft richtig lustig! Dadurch suchen die beiden immer öfter den Körperkontakt zueinander und dann wird ausgiebig geschmust und geputzt, auch schon mal ganz vorsichtig unter den Flügeln… Schön.
An den wenigen richtig heißen Tagen ist die Stimmung meist friedlich, ist wohl zu warm für Stress. Sie wollen öfter als gewöhnlich duschen und danach ist sowieso immer alles ok, nach dem Duschen ist gegenseitige Federpflege angesagt.
August 2008
Langsam wir der kleiner Gonzo ein richtig schöner Hahn. Er hat inzwischen schneeweiße schöne Federn, Anfangs war er irgendwie zerrupft und hatte ganz schmutzig-braune Federn. Man hatte uns gesagt, das wäre vor der 1. Mauser immer so. Er war außerdem immer ziemlich mager gegenüber Vielfraß Mary. Er hat aber auch eine ganz andere Art zu fressen: Nimmt ein Körnchen und klettert damit herum und frisst es dann, klettert wieder zum Napf und holt noch ein Körnchen, er ist immer aktiv… Mary dagegen kommt mit dem Kopf erst mal gar nicht aus dem Napf, wenn sie frisst.
Aber inzwischen hat Gonzo an Gewicht zugelegt und er fängt an, Queen Mary auch mal Kontra zu geben: Er macht er sich groß und zeigt Mary, dass er keine Angst hat. Ab und zu gibt sie dann nach. Er lernt langsam sich durchzusetzen! Wir haben bemerkt, dass er morgens beim ersten Ausflug in die Wohnung neuerdings oft recht selbstbewusst ist; er lässt sich nicht mehr alles von ihr wegnehmen oder gefallen und sie akzeptiert das dann. Tagsüber ist sie allerdings immer die Chefin. Gegen Abend, kurz bevor die Sonne untergeht, dreht Gonzo nochmal voll auf. Er plustert sich auf und macht sich groß, breitet die Flügel aus, ganz der Macho, kreischt laut herum und gibt sich sportlich übermütig, mit Überschlag auf der Schaukel und anderen kleinen Kunststückchen. Wenn er seine wilde halbe Stunde hat, ist Mary schwer beeindruckt – obwohl sie oft so tut, als ginge sie das nichts an, als sei sie gerade mit einem besonders interessanten kleinem Ästchen beschäftigt (und ihn dabei aber genau beobachtet). Allerdings versucht unsere kleine Domina Mary dann nie ihn einzuschüchtern oder anzugreifen. Bewundert sie ihn heimlich? Er macht dann seinen Lockruf und kurz danach klettert sie zu ihm: Kuscheln!
Wir beobachten, dass wenn die beiden einige Tage hintereinander so richtig friedlich, ohne Zankereien zusammen verbracht haben, Mary dadurch Lust „auf mehr“ bekommt. Sie wird dann paarig und gackert, streckt ihm ihr Hinterteil entgegen. Er hat daran aber immer noch kein Interesse, er weiß einfach noch nicht, was er machen soll. Dadurch wird sie frustriert und sauer auf ihn. Kurz danach geht die Jagt dann los. So läuft es die ganze Zeit, wir müssen eben abwarten, bis Gonzo geschlechtsreif wird und hoffen sehr, dass sich das Problem danach von alleine löst.
September 2008
Viele gute, harmonische Tage, einige Male haben die beiden sogar die Nacht zusammen verbracht, ohne Trennwand und alles ging gut. Wir haben natürlich mit gespitzten Ohren vor dem Vogelzimmer aufgepasst, um sofort eingreifen zu können. Aber es ging super. An manchen Tagen machen wir die Trennwand abends lieber zu, an anderen Tagen lassen wir sie über Nacht offen, je nach Stimmung. Inzwischen wissen wir die Anzeichen für eventuelle Aggressionen seitens Mary meist schon ganz gut im Vorfeld zu deuten. Sie bekommt dann „schmale Augen“. Durch das viele Beobachten lernt man eine Menge und jeder Vogel hat seinen eigenen Charakter. Aber insgesamt ist Mary viel lieber zu ihm geworden. Gonzo ist nach wie vor ein ganz lieber und geduldiger Vogel, der ihr alle ihre Launen sofort verzeiht. Er hat auch eine ganz süße Art sich bei ihr einzuschleimen. Mit zärtlichem, leissen Gelaber, da wird sie immer wieder schwach und will mit ihm kuscheln.
Wir sind mit Gonzo zum Krallenschneiden zum Tierarzt gefahren udn blieb Mary eine gute Stunde allein zu Haus. Als wir gingen, hat sie schon laut nach Gonzo gerufen. Richtig laut und wütend. Wir hatten befürchtet, dass sie sauer auf ihn sein würde, wenn er zurückkommt. Im Gegenteil! Er wurde ausgiebig gekrault und die nächsten Tage nur liebevoll von ihr behandelt!

Bisheriges Fazit unserer Erfahrung bei dieser „Zwangsverpaarung“ (die es ja leider ist):

1. Weniger Kraulen und Spielen beim Freiflug, so schwer es uns auch fällt! Da Beide Handaufzuchten sind müssen sie erst lernen, miteinander als Papageien miteinander klar zu kommen.

2. Bachblüten helfen! Mary bekommt Cherry plum , Vine, Vervain und Impatiens gegen Aggression, Gonzo bekommt Mimulus, Centaury, Cerato und Pine für mehr Selbstvertrauen.

3. Alle Dinge, die Eifersucht oder Futterneid auslösen, vermeiden.

Wir werden berichten, wie es mit den Beiden weitergeht. Wir sind aber inzwischen optimistisch und voller Hoffnung, dass alles gut wird mit unseren kleinen Quälgeistern!

Gian und Heidi


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Tagebuch einer schwierigen Verpaarung - von gonzo - 21.09.2008, 08:59
RE: Mary und Gonzo - von gonzo - 21.09.2008, 09:17
RE: Mary und Gonzo - von NoelleRo - 21.09.2008, 09:30
RE: Mary und Gonzo - von Inge - 21.09.2008, 10:49
RE: Mary und Gonzo - von gonzo - 21.09.2008, 13:32
RE: Mary und Gonzo - von Inge - 21.09.2008, 14:11

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