Hallo,
in einem anderen Thema ging es darum, ob Papageien Grit brauchen und dass die Erde eben keine Scheibe ist - aber: Das Internet kann auch - wie Dr. Rainer Niemann einmal zu mir sagte - "die Geisel des 21. Jahrhunderts sein".
Z. Zt. gehe ich davon aus, dass sich an der Allgemeinmeinung, man müsse Grit verfüttern, in naher Zukunft nichts ändern wird. Es gibt zu viele "althergebrachte Quellen", in denen man noch von der Notwendigkeit der Verfütterung von Grit ausgeht – das Internet (die Geisel des 21. Jhts. ) ist voll davon! Galileo wäre in Internetzeiten totgeredet worden – wir würden heute noch glauben, die Erde sei eine Scheibe, aber damals konnten die meisten Menschen weder schreiben noch lesen !
Selbst in dieser seriösen Quelle (klick) wird noch auf die Notwendigkeit der Verfütterung von Grit verwiesen - und in Foren wird die Meinung noch lange weiterleben und weiter verbreitet werden, wenn Fachzeitschriften und anerkannte Autoren dem nicht mal ein Ende setzen. Auch die TVT e. V. schreibt immer noch von der Notwendigkeit von der Aufnahme von Grit in der Ernährung der Papageien. Es wird Zeit – im Internetzeitalter – dass alte Zöpfe abgeschnitten werden und viele Seiten korrigiert werden!
Was ist mit Grit eigentlich gemeint?
Mal ist die Rede von Magensteinchen, mal von Taubengrit, mal von Muschelschalen, mal von Kalkgrit, mal von Quarzgrit mal von ....
Quarzgrit sind einfach Steinchen, die im Muskelmagen unverdauliche Teile zerreiben.
Kalkgrit ist dagegen kohlensaurer Kalk (Calciumcarbonat), das auch Calcium und Magnesium enthält.
Grit, gewonnen aus rezent abgelagerten Muschel- / Austernschalen, besteht zum großen Teil aus Calcium-Carbonat. Sie enthalten mehr Begleitstoffe als fossiler Kalkgrit, z.B. Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium und Kalium.
So viel zur Umgangssprache „Grit“ und zur Definition und zur "allgemeinen Verunsicherung".
Der zweite Aspekt ist die Art / Form der aufgenommen Nahrung und die Besonderheiten des Verdauungstraktes des jeweiligen Vogels. Wer schon einmal den Muskelmagen eines Huhnes, oder einer Gans vergleichen konnte mit dem Muskelmagen eines Papageienvogels, der weiß, dass der Muskelmagen von Papageien weniger muskulös ist. Derjenige weiß auch, dass im Muskelmagen eines Huhnes viele Steine enthalten sind, wenn man den Muskelmagen aufschneidet.
Warum ist das von Bedeutung? Papageien knacken die Schalen und schlucken nur die leicht verdaulichen Samen. Sie benötigen keine "Steine", um die aufgenommenen Körner zu zermahlen. Quarzgrit muss man also sicher nicht geben. Aber die meisten Halter wissen nicht einmal, ob sie nun Quarz- oder Kalkgrit verfüttert haben – das soll kein Vorwurf sein, es wird ja umgangssprachlich – besonders auch in Foren - immer nur von Grit geredet.
An Grit verdienen auch viele – bzw. an dem Verkauf von Gritsteinen, usw. . Also ist es für manche Geschäfte kontraproduktiv, zu veröffentlichen, dass Papageien gar keinen Grit benötigen – auch für solche, die mit dem Verbacken von Grit in ihren Produkten werben. Keiner von denen will etwas davon hören, dass Grit in der Ernährung der Papageien nicht notwendig ist.
Als Beleg, dass Papageien Grit benötigen, wird immer wieder angeführt, dass sie im Freiland lehmhaltige Tonerde (klick) aufnehmen. Ganz einfach formuliert: Die Verdauungssäfte bewirken schlicht und einfach, dass sie aus der lehmhaltigen Tonerde notwendige Mineralstoffe entnehmen. Lehmhaltige Tonerde gibt es nur an bestimmten Orten – daher die Migration, daher die Aufnahme – nicht um Körner zu „zermahlen“. Der Muskelmagen der Truthähne kann z.B. 24 Walnüsse samt Schale in weniger als 4 Std. zermahlen (Quelle: B. O’Malley S. 156) – Papageien dagegen fressen Walnüsse ohne Schale!
„Wissen“ ist nicht statisch – oder sollte es zumindest nicht sein, egal was von der Geisel des 21. Jahrhunderts verbreitet wird ( den Ausdruck find ich einfach genial!). Daher als letzte aktuelle Belege, dass Papageien keinen Grit brauchen:
Zitat aus Salomon u.a. Anatomie für die Tiermedizin (ISBN 9783830410751) © 2008 Enke Verlag S. 774ff: „Das Zermahlen der Körner wird überdies durch aufgenommene Steinchen, den so genannten Grit, unterstützt. Papageien und Sperlingsvögel benötigen wahrscheinlich weniger Grit für die Verdauung, da sie aufgenommene Kerne mit dem Schnabel knacken und nur den Inhalt fressen. Hühner und Tauben hingegen schlucken die Körner ganz und zermahlen sie unter Mithilfe von Grit im Muskelmagen.“ Zitat Ende.
Über die Art des Grits (s.o.) wird nichts ausgesagt - aber es ist ja ein Fachbuch - und evtl. ist "Fachbuchlesern" völlig klar, von welcher Art von Grit die Rede ist!
Wer noch weitere Belege braucht:
Zitat aus Branson W. Ritchie u.a.: Avian Medicine S. 77/78: "Grit is not required in the normal, healthy psittacine or passerine bird. Grit, defined as a granular, dense, insoluble mineral material (generally granite or quartz) is required in birds that consume whole, intact seeds. Examples of birds that require grit are pigeons, doves, free-ranging gallinaceous species and Struthioniformes. These species naturally eat whole grains as a varying portion of their diet. Because of the inert nature of the fibrous coating of many seeds (particularly corn, peas), digestive enzymes are relatively ineffective against them. Grit in the ventriculus acts to grind the whole seeds, thereby providing a substrate on which the digestive enzymes can act. Psittacine and passerine birds normally remove this fibrous hull, allowing the ingested portion to be easily acted upon by the digestive enzymes. It is likely, however, that in the case of a bird with a pancreatic dysfunction or other problems involving the physical digestion of food, grit could provide a benefit by enhancing the surface area for digestive enzymes to act. There have been numerous examples of birds not having grit for 15 to 20 years and still not showing any signs of decreased performance or poor digestion. Amazon parrots that did not receive grit for over five years still maintained high digestibility of ingested sunflower seeds, showing the unimportance of grit in the healthy bird.1 There have been numerous reports of birds, especially with health problems and depraved appetites, consuming copious quantities of grit and developing crop or gastrointestinal impactions. Considering the small chance of benefit and the potential risk, ad libitum feeding of grit should be avoided." (Zitat Ende)
Wir füttern keinen Grit mehr.
Erschiene demnächst ein aktueller Artikel zur Verfütterung von Grit von einer namhaften Autorin in einer Fachzeitschrift, würde ich mich im Interesse der Papageien freuen. Dann könnten langsam alte Zöpfe abgeschnitten werden. Der Artikel ist ja „fast fertig“ – zumindest stehen hier im Forum Gliederung und Quellen.
Und nun kann die „Geisel des 21. Jhts – Diskussion“ losgehen – die ist oft zeitaufwändiger, als einen sachlich fundierten Beitrag zu verfassen!
Viele Grüße
Susanne
in einem anderen Thema ging es darum, ob Papageien Grit brauchen und dass die Erde eben keine Scheibe ist - aber: Das Internet kann auch - wie Dr. Rainer Niemann einmal zu mir sagte - "die Geisel des 21. Jahrhunderts sein".
Z. Zt. gehe ich davon aus, dass sich an der Allgemeinmeinung, man müsse Grit verfüttern, in naher Zukunft nichts ändern wird. Es gibt zu viele "althergebrachte Quellen", in denen man noch von der Notwendigkeit der Verfütterung von Grit ausgeht – das Internet (die Geisel des 21. Jhts. ) ist voll davon! Galileo wäre in Internetzeiten totgeredet worden – wir würden heute noch glauben, die Erde sei eine Scheibe, aber damals konnten die meisten Menschen weder schreiben noch lesen !
Selbst in dieser seriösen Quelle (klick) wird noch auf die Notwendigkeit der Verfütterung von Grit verwiesen - und in Foren wird die Meinung noch lange weiterleben und weiter verbreitet werden, wenn Fachzeitschriften und anerkannte Autoren dem nicht mal ein Ende setzen. Auch die TVT e. V. schreibt immer noch von der Notwendigkeit von der Aufnahme von Grit in der Ernährung der Papageien. Es wird Zeit – im Internetzeitalter – dass alte Zöpfe abgeschnitten werden und viele Seiten korrigiert werden!
Was ist mit Grit eigentlich gemeint?
Mal ist die Rede von Magensteinchen, mal von Taubengrit, mal von Muschelschalen, mal von Kalkgrit, mal von Quarzgrit mal von ....
Quarzgrit sind einfach Steinchen, die im Muskelmagen unverdauliche Teile zerreiben.
Kalkgrit ist dagegen kohlensaurer Kalk (Calciumcarbonat), das auch Calcium und Magnesium enthält.
Grit, gewonnen aus rezent abgelagerten Muschel- / Austernschalen, besteht zum großen Teil aus Calcium-Carbonat. Sie enthalten mehr Begleitstoffe als fossiler Kalkgrit, z.B. Calcium, Phosphor, Magnesium, Natrium und Kalium.
So viel zur Umgangssprache „Grit“ und zur Definition und zur "allgemeinen Verunsicherung".
Der zweite Aspekt ist die Art / Form der aufgenommen Nahrung und die Besonderheiten des Verdauungstraktes des jeweiligen Vogels. Wer schon einmal den Muskelmagen eines Huhnes, oder einer Gans vergleichen konnte mit dem Muskelmagen eines Papageienvogels, der weiß, dass der Muskelmagen von Papageien weniger muskulös ist. Derjenige weiß auch, dass im Muskelmagen eines Huhnes viele Steine enthalten sind, wenn man den Muskelmagen aufschneidet.
Warum ist das von Bedeutung? Papageien knacken die Schalen und schlucken nur die leicht verdaulichen Samen. Sie benötigen keine "Steine", um die aufgenommenen Körner zu zermahlen. Quarzgrit muss man also sicher nicht geben. Aber die meisten Halter wissen nicht einmal, ob sie nun Quarz- oder Kalkgrit verfüttert haben – das soll kein Vorwurf sein, es wird ja umgangssprachlich – besonders auch in Foren - immer nur von Grit geredet.
An Grit verdienen auch viele – bzw. an dem Verkauf von Gritsteinen, usw. . Also ist es für manche Geschäfte kontraproduktiv, zu veröffentlichen, dass Papageien gar keinen Grit benötigen – auch für solche, die mit dem Verbacken von Grit in ihren Produkten werben. Keiner von denen will etwas davon hören, dass Grit in der Ernährung der Papageien nicht notwendig ist.
Als Beleg, dass Papageien Grit benötigen, wird immer wieder angeführt, dass sie im Freiland lehmhaltige Tonerde (klick) aufnehmen. Ganz einfach formuliert: Die Verdauungssäfte bewirken schlicht und einfach, dass sie aus der lehmhaltigen Tonerde notwendige Mineralstoffe entnehmen. Lehmhaltige Tonerde gibt es nur an bestimmten Orten – daher die Migration, daher die Aufnahme – nicht um Körner zu „zermahlen“. Der Muskelmagen der Truthähne kann z.B. 24 Walnüsse samt Schale in weniger als 4 Std. zermahlen (Quelle: B. O’Malley S. 156) – Papageien dagegen fressen Walnüsse ohne Schale!
„Wissen“ ist nicht statisch – oder sollte es zumindest nicht sein, egal was von der Geisel des 21. Jahrhunderts verbreitet wird ( den Ausdruck find ich einfach genial!). Daher als letzte aktuelle Belege, dass Papageien keinen Grit brauchen:
Zitat aus Salomon u.a. Anatomie für die Tiermedizin (ISBN 9783830410751) © 2008 Enke Verlag S. 774ff: „Das Zermahlen der Körner wird überdies durch aufgenommene Steinchen, den so genannten Grit, unterstützt. Papageien und Sperlingsvögel benötigen wahrscheinlich weniger Grit für die Verdauung, da sie aufgenommene Kerne mit dem Schnabel knacken und nur den Inhalt fressen. Hühner und Tauben hingegen schlucken die Körner ganz und zermahlen sie unter Mithilfe von Grit im Muskelmagen.“ Zitat Ende.
Über die Art des Grits (s.o.) wird nichts ausgesagt - aber es ist ja ein Fachbuch - und evtl. ist "Fachbuchlesern" völlig klar, von welcher Art von Grit die Rede ist!
Wer noch weitere Belege braucht:
Zitat aus Branson W. Ritchie u.a.: Avian Medicine S. 77/78: "Grit is not required in the normal, healthy psittacine or passerine bird. Grit, defined as a granular, dense, insoluble mineral material (generally granite or quartz) is required in birds that consume whole, intact seeds. Examples of birds that require grit are pigeons, doves, free-ranging gallinaceous species and Struthioniformes. These species naturally eat whole grains as a varying portion of their diet. Because of the inert nature of the fibrous coating of many seeds (particularly corn, peas), digestive enzymes are relatively ineffective against them. Grit in the ventriculus acts to grind the whole seeds, thereby providing a substrate on which the digestive enzymes can act. Psittacine and passerine birds normally remove this fibrous hull, allowing the ingested portion to be easily acted upon by the digestive enzymes. It is likely, however, that in the case of a bird with a pancreatic dysfunction or other problems involving the physical digestion of food, grit could provide a benefit by enhancing the surface area for digestive enzymes to act. There have been numerous examples of birds not having grit for 15 to 20 years and still not showing any signs of decreased performance or poor digestion. Amazon parrots that did not receive grit for over five years still maintained high digestibility of ingested sunflower seeds, showing the unimportance of grit in the healthy bird.1 There have been numerous reports of birds, especially with health problems and depraved appetites, consuming copious quantities of grit and developing crop or gastrointestinal impactions. Considering the small chance of benefit and the potential risk, ad libitum feeding of grit should be avoided." (Zitat Ende)
Wir füttern keinen Grit mehr.
Erschiene demnächst ein aktueller Artikel zur Verfütterung von Grit von einer namhaften Autorin in einer Fachzeitschrift, würde ich mich im Interesse der Papageien freuen. Dann könnten langsam alte Zöpfe abgeschnitten werden. Der Artikel ist ja „fast fertig“ – zumindest stehen hier im Forum Gliederung und Quellen.
Und nun kann die „Geisel des 21. Jhts – Diskussion“ losgehen – die ist oft zeitaufwändiger, als einen sachlich fundierten Beitrag zu verfassen!
Viele Grüße
Susanne