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"Futter" aus der Microwelle
#19
owl schrieb:
Maggi schrieb:Früher wurde auch ungesund gegessen. Kassler gepökelt kam auf den Grill.
Stimmt genau! Meine Oma ist 83 Jahre alt geworden, und hat gerne ziemlich fett und auch einseitig gegessen. Vielleicht liegt der wesentliche Unterschied an der Tierhaltung. Ein Kassler oder ne bayrische Haxe von damals, war nicht bis oben hin mit Antibiotika kontaminiert, so wie es heute leider oft der Fall ist. Die Tiere lebten damals unter ganz anderen, natürlicheren und würdevolleren Bedingungen als heute. Dito für Gemüse und Obst – während heute Insektizide, Pestizide und Herbizide zum Einsatz kommen, wurden früher Kräuter-Jauchen und Brühen eingesetzt.
Klar, Kassler auf dem Grill ist auch nicht gut. Aber Sonja hat völlig Recht, die Zahl der Noxen nimmt stetig zu. Die Oma hatte vermutlich auch noch keine Mikrowelle, womit wir wieder beim Ausgangspunkt wären. Und klar ist auch, daß man gerade heutzutage nicht alle Risiken ausschließen kann. Aber die offensichtlichsten und vor allen Dingen überflüssigsten und am leichtesten vermeidbaren kann man doch vermeiden, oder? Und gerade für eine Mikrowelle gibt es - außer krankhafter Ungeduld und Hektik oder extremer Faulheit - eben gar keinen vernünftigen Grund. Kein 3-Sterne-Koch arbeitet mit so einem Gerät, wohl aber der Imbiß an der Ecke und die schlechte Kantine. Wer's nicht glaubt, soll mal lesen, was Siebeck über Mikrowellen schreibt - und wenn es jemanden gibt, der von Essen und Kochen was versteht, dann er.

Siebeck schreibt:

"Soeben ist ein weiteres Buch zu diesem Thema erschienen, ein journalistisches Meisterwerk von Ullrich Fichtner: Tellergericht. Wie hier auf knapp 300 Seiten eine Übersicht unserer kulinarischen Gegenwart ausgebreitet wird, das hat es in dieser Gründlichkeit und Klugheit bisher nicht gegeben.
Die Kapitel sind eingeteilt in folgende Themenkreise: »Glanz und Elend heutiger Esskultur zwischen Mikrowelle und Meisterküche«, »20 Jahre voller Verbrechen am Essen, voller Unglücke und eine Kritik des Katastrophengeschreis«, »Eine Geisterbahnfahrt heutiger Tierproduktion oder Warum ein Rinderbraten soviel kosten müsste wie ein Paar Schuhe«, »Supermärkte, das Schlaraffenland des kulinarischen Analphabeten mit Besichtigung ,naturidentischer‘ Sensationen«, »Im Wunderreich der Wellnesskuren und Schönheitskulte und ein Ausblick auf die neue Welt des Functional Food«, ferner geht es dem Autor um die Irrwege der deutschen Nachkriegsküche unter besonderer Berücksichtigung der Grünen Woche. Andere Themen sind der »Budenzauber des kulinarischen Einerleis«, sinnlose Kochsendungen im Fernsehen, alberne Kochduelle und die Abzockerei bei absolut wirkungslosen Diätkuren. Es ist also alles da und wird beim Namen genannt, was zwischen dem Frühstücksbrettchen und dem Betthupferl für die grotesken Missverständnisse sorgt, welche sich dem deutschen Esser als Feinschmeckerei anbieten. Man liest es mit gesträubten Nackenhaaren, denn es ist anschaulich beschrieben, »wie stark unsere Nahrung ins Unnatürliche verformt wird, wenn sie in Händen einer in Massen produzierenden Industrie liegt«. Als Folge entdeckt Fichtner »die deutschen Megatrends Unwissenheit, Inkompetenz, Bequemlichkeit, Desinteresse, Kulturverlust«.
Unsere kulinarische Welt ist ein Gulag des Geschmacks, in dem jeder Deutsche täglich nur 40 Minuten mit Essen zubringt und noch weniger mit dessen Zubereitung. Ich könnte immer weiter zitieren aus diesem Buch, auf dessen Seiten unsere Spaßgesellschaft als kultur- und geschichtslos entlarvt wird. Da bleibt nichts übrig von romantischen Weihnachtsmärkten, von Gastfreundschaft zu Hause und der Liebe zur traditionellen Großmütterküche. Da wird die Unkultur am Esstisch registriert, diesem ehemals stabilen Ort als Schauplatz gemeinsamer, familiärer Erlebnisse und sozialer Erfahrungen. 70 Prozent der Deutschen bringen es nur noch zu einer einzigen gemeinsamen Mahlzeit in der Woche. Folgerichtig wird in Stadtwohnungen schon kein Esszimmer mehr eingeplant. Eine Schnellküche, wo man den vorgefertigten Fraß zur Not auch im Stehen hinunterwürgen kann, genügt vielen Zeitgenossen. Morgen werden es mehr sein. Übermorgen alle?"

Und um vorgefertigten Fraß aufzuwärmen, den man vor lauter Hektik und Ungeduld im Stehen herunterwürgt - genau dazu und zu nichts anderem braucht man die Mikrowelle. Es gibt in der Küche nichts Überflüssigeres.

Liebe Grüße,
Thomas

Liebe Grüße,
Thomas Braunsdorf
Tierheilpraktiker (Tätigkeitsschwerpunkt Papageien)
Lebensenergieberater Tier
Verhaltensberater Papageien
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