14.03.2008, 23:14
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 14.03.2008, 23:19 von Goffini-Kakadu.)
Hallo
Ich habe jetzt nur bis zur 7. Seite gelesen, also nicht alle Beiträge. Trotzdem möchte ich mal einiges dazu los werden.
Dass der Vogel in dieser Situation nie kuscheln wollte, ist wohl sicher aus den weiteren Beiträgen klar geworden. Das Kerlchen scheint meiner Ansicht nach evtl. sehr schlechte Erfahrungen mit einem Handtuch gemacht zu haben. Ich würde aber auch nicht ausschließen, daß er das Handtuch auf dem Kopf als "aufgestelltes Gefieder/aufgestellte Haube", also als Drohgebährde sieht! Angriff ist, auch oder gerade bei ängstlichen oder sehr mutigen Kakadus, die beste Verteidigung...
Ich würde mich dem Vogel keinesfalls mehr mit einem Handtuch in den Händen oder gar auf dem Kopf nähern. Auch nicht mit anderen Kopfbedeckungen (Hut, etc.)! Ich denke, nur so kann man weitere Angriffe in der Art vermeiden.
Bei Kakadus ist das, meiner Erfahrung nach, übrigens wie bei Hunden: dürfen sie erst mal in's Bett, dann hat ihr Mensch verloren, weil Kakadu/Hund damit automatisch in die Chef-Etage aufsteigt
Das sehe ich auch so: Attacken kommen in der Regel nicht ohne Grund.
Bei meinen Beiden ist der Hahn derjenige, der gerne mal zwickt/beisst. Er ist eifersüchtig (auf die Henne, auf meinen Hund und überhaupt und außerdem...). Er will mich voll in Beschlag nehmen und will zudem schon immer wieder mal überprüfen, wer der Chef im Hause ist. Mittlerweile, nach fast 25 Jahren, haben "wir" das aber sehr gut in den Griff bekommen.
Wie schon geschrieben wurde: man muß seinen Kakadu "lesen" können. Dem kann ich nur voll und ganz beipflichten.
Schon im Ansatz erkennen, was als nächstes passiert.
Henry's Chef-Gehabe wird von mir geahndet: mit dem Finger ein spürbarer Stups auf den Schnabel wirkt da oft schon Wunder. Was auch gut wirkt: die offene Handfläche senkrecht in ca. 10 cm Entfernung vor sein "Gesicht" halten. Gerade so, daß er nicht reinbeissen kann. Das irritiert ihn, weil er an der glatten Handfläche keinen Ansatzpunkt mehr findet und er lässt ab.
Ist er besonders übermütig, dann raufen wir miteinander: ich nehme ein Stöckchen (liegt ja immer was rum), lasse ihn reinbeissen und dann zerren wir das Stöckchen um die Wette. Wichtig ist, dass ich gewinne und die Oberhand behalte. Energisch genug, ohne wirkliche Gewalt, aber mit Bestimmtheit. ICH bin die Stärkere und der Chef! Manchmal fordert er es regelrecht heraus. So, als scheint ihm die Rauferei Spaß zu machen. Aggressionen abbauen? Kräfte messen? Vielleicht beides. Okay, kann er schon haben! Warum auch nicht? Danach ist er sichtlich entspannter und mutiert manchmal sogar zum glucksenden Kuschelvogel
Was ich auch festgestellt habe: wichtig ist nicht nur mein Verhalten, sondern auch die "Geräusche", die ich in solchen Situationen von mir gebe. Je schriller und lauter meine Stimme früher war ("Hennnnnriiiiiiiiii"), desto aggressiver wurde der Vogel. Seit vielen Jahren werde ich aber bei seinen Aggressions-Anwandlungen seeeeehr leise. So leise, daß er mich kaum mehr hört. Er spitzt förmlich die Ohren, neigt den Kopf zur Seite und lauscht. Schon ist die Aggression vergessen... Das funktioniert am besten mit ganz bestimmten Geräuschen: ganz leises, sehr hohes Pfeifen. Wenn meine Lippen gerade mal nicht mitmachen, dann hilft auch ein hochfrequentes Zischen (sssssssssssssssssss). Je höher und anhaltender der Ton, desto besser. Ich kann sein aggressives Verhalten mir gegenüber sehr häufig schon alleine dadurch bremsen und ganz gut in Bahnen lenken.
Nichtbeachtung ist auch so ein Punkt: das Ekelpaket kann so nicht bei mir "landen", bewirkt keine Aufmerksamkeit. Sobald er aber wieder "lieb" ist, bekommt er Streicheleinheiten. Unglaublich, wie liiiieb er dann sein kann....
Grundsätzlich muß man aber über aggressives Verhalten bei Tieren etwas Bestimmtes wissen und beachten: In "Einführung in die Verhaltensforschung" haben es Klaus Immelmann und seine Kollegen so formuliert: "Paarungsverhalten ist ein ritualisiertes (in Bahnen gelenktes) Aggressionsverhalten".
Deshalb sehen sich viele aggressive und Paarungsspiel bedingte Verhaltensweisen augenscheinlich sehr gleich.
Ich denke, gerade bei Papageien muß man da sehr aufpassen, daß man den Ansatz eines Paarungsspiels nicht als Aggression (fehl)deutet und entsprechend falsch reagiert. Meiner langjährigen Kakadu-Erfahrung nach ist das "Ableiten" solcher (von uns ungewollten, weil "aua") Verhaltensweisen für die Vögel der beste, weil schonendste Weg.
Über Anregungen und Reaktionen auf mein Geschreibsel würde ich mich sehr freuen!
Schöne Grüße
Eva
Ich habe jetzt nur bis zur 7. Seite gelesen, also nicht alle Beiträge. Trotzdem möchte ich mal einiges dazu los werden.
Angie schrieb:Aber dann hatte ich nach dem Haare waschen ein Handtuch auf dem Kopf und da kam Gismo aus heiterem Himmel auf mich zugeflogen und wollte mit mir kuscheln. Das änderte sich dann schlagartig und er wollte mich beissen. Er rannte und flog hinter mir her und biss mich dann in den Arm und wollte einfach nicht aufhören.
Dass der Vogel in dieser Situation nie kuscheln wollte, ist wohl sicher aus den weiteren Beiträgen klar geworden. Das Kerlchen scheint meiner Ansicht nach evtl. sehr schlechte Erfahrungen mit einem Handtuch gemacht zu haben. Ich würde aber auch nicht ausschließen, daß er das Handtuch auf dem Kopf als "aufgestelltes Gefieder/aufgestellte Haube", also als Drohgebährde sieht! Angriff ist, auch oder gerade bei ängstlichen oder sehr mutigen Kakadus, die beste Verteidigung...
Ich würde mich dem Vogel keinesfalls mehr mit einem Handtuch in den Händen oder gar auf dem Kopf nähern. Auch nicht mit anderen Kopfbedeckungen (Hut, etc.)! Ich denke, nur so kann man weitere Angriffe in der Art vermeiden.
Bei Kakadus ist das, meiner Erfahrung nach, übrigens wie bei Hunden: dürfen sie erst mal in's Bett, dann hat ihr Mensch verloren, weil Kakadu/Hund damit automatisch in die Chef-Etage aufsteigt
Tina schrieb:Vorallem wenn die Attacken einfach so kommen...
Ich selber habe noch nie Attacken ohne Grund erlebt. Jacko ist zur Zeit in der Balzzeit und ist dann schon mal besonders mutzig mit mir
Das sehe ich auch so: Attacken kommen in der Regel nicht ohne Grund.
Bei meinen Beiden ist der Hahn derjenige, der gerne mal zwickt/beisst. Er ist eifersüchtig (auf die Henne, auf meinen Hund und überhaupt und außerdem...). Er will mich voll in Beschlag nehmen und will zudem schon immer wieder mal überprüfen, wer der Chef im Hause ist. Mittlerweile, nach fast 25 Jahren, haben "wir" das aber sehr gut in den Griff bekommen.
Wie schon geschrieben wurde: man muß seinen Kakadu "lesen" können. Dem kann ich nur voll und ganz beipflichten.
Schon im Ansatz erkennen, was als nächstes passiert.
Henry's Chef-Gehabe wird von mir geahndet: mit dem Finger ein spürbarer Stups auf den Schnabel wirkt da oft schon Wunder. Was auch gut wirkt: die offene Handfläche senkrecht in ca. 10 cm Entfernung vor sein "Gesicht" halten. Gerade so, daß er nicht reinbeissen kann. Das irritiert ihn, weil er an der glatten Handfläche keinen Ansatzpunkt mehr findet und er lässt ab.
Ist er besonders übermütig, dann raufen wir miteinander: ich nehme ein Stöckchen (liegt ja immer was rum), lasse ihn reinbeissen und dann zerren wir das Stöckchen um die Wette. Wichtig ist, dass ich gewinne und die Oberhand behalte. Energisch genug, ohne wirkliche Gewalt, aber mit Bestimmtheit. ICH bin die Stärkere und der Chef! Manchmal fordert er es regelrecht heraus. So, als scheint ihm die Rauferei Spaß zu machen. Aggressionen abbauen? Kräfte messen? Vielleicht beides. Okay, kann er schon haben! Warum auch nicht? Danach ist er sichtlich entspannter und mutiert manchmal sogar zum glucksenden Kuschelvogel
Was ich auch festgestellt habe: wichtig ist nicht nur mein Verhalten, sondern auch die "Geräusche", die ich in solchen Situationen von mir gebe. Je schriller und lauter meine Stimme früher war ("Hennnnnriiiiiiiiii"), desto aggressiver wurde der Vogel. Seit vielen Jahren werde ich aber bei seinen Aggressions-Anwandlungen seeeeehr leise. So leise, daß er mich kaum mehr hört. Er spitzt förmlich die Ohren, neigt den Kopf zur Seite und lauscht. Schon ist die Aggression vergessen... Das funktioniert am besten mit ganz bestimmten Geräuschen: ganz leises, sehr hohes Pfeifen. Wenn meine Lippen gerade mal nicht mitmachen, dann hilft auch ein hochfrequentes Zischen (sssssssssssssssssss). Je höher und anhaltender der Ton, desto besser. Ich kann sein aggressives Verhalten mir gegenüber sehr häufig schon alleine dadurch bremsen und ganz gut in Bahnen lenken.
Nichtbeachtung ist auch so ein Punkt: das Ekelpaket kann so nicht bei mir "landen", bewirkt keine Aufmerksamkeit. Sobald er aber wieder "lieb" ist, bekommt er Streicheleinheiten. Unglaublich, wie liiiieb er dann sein kann....
Grundsätzlich muß man aber über aggressives Verhalten bei Tieren etwas Bestimmtes wissen und beachten: In "Einführung in die Verhaltensforschung" haben es Klaus Immelmann und seine Kollegen so formuliert: "Paarungsverhalten ist ein ritualisiertes (in Bahnen gelenktes) Aggressionsverhalten".
Deshalb sehen sich viele aggressive und Paarungsspiel bedingte Verhaltensweisen augenscheinlich sehr gleich.
Ich denke, gerade bei Papageien muß man da sehr aufpassen, daß man den Ansatz eines Paarungsspiels nicht als Aggression (fehl)deutet und entsprechend falsch reagiert. Meiner langjährigen Kakadu-Erfahrung nach ist das "Ableiten" solcher (von uns ungewollten, weil "aua") Verhaltensweisen für die Vögel der beste, weil schonendste Weg.
Über Anregungen und Reaktionen auf mein Geschreibsel würde ich mich sehr freuen!
Schöne Grüße
Eva