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Verpaarungen - Vergesellschaftungen
#1
auf Wunsch von whitedreams in Beitrag #23 Möderkakadus

Zitat:Ps.: Vielleicht wäre das doch mal ein neues Thema.....Inge?

Späte Verpaarungsversuche - Meine Erfahrungen - Tips - Worauf muß ich achten - was muß vermieden werden - wieviele aussichtslose Fälle gibt es noch - Wo und wie mit welchem Partnergespann ist es gleich - später - langfristig gelungen???
Beispiel 1

0,1 mittlere GHK, WF, 30 Jahre alt, Einzelhaltung, kommt in eine Gruppe, schaut sich um, futtert, fühlt sich wohl. Es sind keine Agressionen weder beim Neuling noch in der Gruppe erkennbar. Nach drei Monaten ist sie mit einem 1,0 GWK aus der Gruppe zusammen, es war ein (ungleiches) Traumpaar, einfach so ...

Beispiel 2

0,1 GWK, HZ, Einzelhaltung, 8 Jahre alt. Dazu kommt 1,0 GWK, angeblich auch ca. 8 Jahre alt (Herkunft unbekannt) - die beiden sollten (meinte ich) ein Pärchen geben. Sei stritten nicht, aber sie hatten sich auch nichts zu sagen. Der besagte 1,0 GWK wurde dann der Partner von 0,1 mittl. GHK (Beispiel 1).. tja, Mensch denkt und Kakadu lenkt ..

Beispiel 3
(Fortsetzung zu 2)

Diese 0,1 GWK lebte dann 3 Jahre in der Gruppe, der Abstand zu den anderen betrug meist ca. 1 m. Vom 0,1 GWK wollte sie nichts wissen, ich war ihr "Partner".

Eines Nachts sah ich (wie erwähnt nach ca. 3 Jahren!) wie sie nahe neben dem (ebenfall HZ und total auf mich bezogen) OHK schlief. So dauerte das wieder ein paar Monate, Nachts schlief man dicht beieinander, aber Tags behielt man Abstand.

Nach insgesamt ca. 4 - 5 Jahren sind die beiden ein Herz und eine Seele. Es sind beides total menschgeprägte Kakadus, der OHK schrie Stunden wenn ich daheim war und er durfte nicht ununterbrochen an mir kleben (mein Mann wurde angegriffen). Ich war ein manches Mal nahe am Rande der Verzeiflung und wusste nicht mehr was tun, aber wie hielten gemeinsam durch.

Heute sind die beiden ein wirklich prima Pärchen, sie hat ihn voll im Griff - und wenn ich komme sind sofort beide bei mir zum schmusen - ein schmusen zu dritt - ohne Eifersucht (also nix mit nur angucken Elke gelle Zwink) - geschmust wird täglich, aber wenn ich heute sage es ist genug und gehe ist auch gut, sie beschäftigen sich dann wieder miteinander oder mit Spielzeug, frischen Ästen etc.


Beipiel 4

0,1 Molukke (11 Jahre) und 1,0 Weisshaubenkakadu (19 Jahre) - nach gut einer Stunde zusammen wird gekrault und geschmust, es ist unglaublich. Es bleibt die folgenden Tage und Wochen so, es ist wundervoll anzusehen wie das handaufgezogene sensible Wesen (Rupfer und Selbstzerstörer), welches auch noch nach Jahren Angst vor vielem hat, sich vom WHK kraulen und verwöhnen lässt.

Das geht so ca. 6 Monate - eines Tages sitzt sie in einer Ecke und hat sich selbst wieder total zerstört, sie sah elend aus ...
Dies innerhalb einiger Stunden, warum, wieso ???? Ich weiss es nicht, ich weiss es bis heute nicht ..

Ich musste sie wieder separieren, nach nun zwischenzeitlich wieder ca. 6 Monaten hat sie sich erholt, sieht wieder (für ihre Verhältnisse) "gut" aus. Sie lebt im gleichen Raum wie die anderen, aber sep. im Käfig. Sie hat Angst, sie will zu keinem der anderen Papageien/Kakadus in eine grosse Voliere - ausser zum OHK - aber der hat wiederum vor ihr Angst und ist ausserdem der Partner von der GWK.

Ja, alles nicht so einfach, es gibt keine Pauschalrezepte ...

Beispiel 5

Das Pärchen aus Beispiel 1 (0,1 mittl. GHK und 1,0 GWK) - nach ca. 3 Jahren des Glücks stirbt der GWK, es war sehr traurig. Sie litt, sie frass nicht mehr, war Tags apathisch und schrie Nachts. Was soll ich nur tun? Ich wurde gefragt ob ich eine ebenfalls 0,1 mittl. GHK, (19 Jahre alt Naturbrut) welche mit ihrem Partner nicht zurecht kam, aufnehmen würde. Ein Versuch war es wert. Sie kam, sah und siegte .., die beiden Mädels sind dicke Freundinnen geworden und halten fest zusammen, verhalten sich wie ein "richtiges" Paar.



Das waren bzw. sind im Groben meine persönlichen Verpaarungs- Vergesellschaftungs- Erfahrungen in versuchter Kurzform. Ich denke man kanns einfach nicht pauschalieren, alles ist möglich oder auch unmöglich.

Aber ausser Frage für mich steht, dass es wundervoll ist wenn sich zwei Kakadus finden, wenn man sieht wie sie es geniessen sich gegenseitig zu kraulen und miteinander schmusen, spielen usw.
Gruss aus der Schweiz von
Inge
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#2
ok Inge dann führe ich fort:

Coco über 30 Jahre Einzelhaltung kam bereits verpaart mit seiner Marobe die auch über ein Jahrzehnt alleine lebte zu mir.
Die Besitzer hatten zwar verpaart, aber dann wollte keiner das Paar haben. Als die zwei zusammen gesetzt wurden, war ihr Gefieder noch total in Ordnung. Meiner Meinung nach kam für sie einfach zuviel zusammen. Das Paar wurde in einem Jahr an mindestens 5 verschiedenen Plätzen geparkt. Dabei fing Marobe zu rupfen an und lässt es auch bis heute nicht bleiben. Die zwei kamen auf Urlaub zu mir und blieben.
Ein unkompliziertes Paar, was auch schon ein Küken gezogen hat.

Niki / Kuki kamen im Alter von 10 Monaten zu mir und wurden zusammen gehalten. Irgendwann nach 3 oder 4 Jahren fing eine Jagd an. Leider habe ich dieses Verhalten falsch eingeschätzt und so hat Niki, der Kuki den halben Oberschnabel zerbissen.
Er (Niki) lebt jetzt alleine und wird nur immer besucht von Kuki.
Hier kommt wieder das Irre in der Kakaduhaltung durch. Der Besuch klappt immer morgends für ca. 1 - 3 Stunden. In dieser Zeit lässt sie sich von ihm treten.

Moritz kam nach ca. 32jähriger Einzelhaltung zu mir.
Moritz ist der einzige GHK bei mir, alles andere sind WHK.
Er konnte mit Kuki zusammen im Zimmer gehalten werden und nach über einem Jahr näherten sich die zwei an. Die zwei würde ich als lockeres Paar bezeichnen. Es wird gekrault, getreten und gestritten.
Moritz aktzeptiert die Ausflüge seiner Frau zu Niki ohne murren.

Niki ist wohl ein Kakadu den man nur mit unendlich viel Platz zusammen mit einer Henne halten könnte. Vielleicht wäre auch eine große Gemeinschaftvoliere für ihn passend.
Denke aber er kommt so auch gut zurecht.
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#3
Hi,

gut, ich könnte jetzt auch einige Beispiele bringen, aber zuvor mal mein Eindruck durch Erfahrungen, die ich gemach habe:

Bei Kakadus erkennt man relativ schnell, ob sie sich vertragen, bei mir gab es immer nur
  • sofortige Symphatie (mit Interaktion miteinander)
  • sofortige Akzeptanz (oder einfach Toleranz/Ignoranz)
  • sofortige sichtbare Antipathie (teilweise sofort aggressiv)

Bei Grauen oder Amazonen kann ich dies nicht behaupten, da diese oftmals wochen- oder monatelang sich derart aus dem Wege gehen, so daß dadurch für mich als Halter nicht ersichtbar ist, ob sie sich bei nächster Gelegeneheit kloppen oder kraulen (wobei diese Gelegenheit eben ellenlang dauern kann).

Sicherlich kann es, wie auch in Inge's Beispiel #4 irgendwelche "Zwischenfälle" geben, aber ansonsten habe ich die Erfahrung gemacht, daß man recht schnell erkennt, ob eine Vergesellschaftung klappt oder eben nicht?


Liebe Grüße
Gitti
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#4
ja Gitti du hast Recht, aber die Unberechenbarkeit bleibt.
Schau Niki an er lebte ja auch lange mit Kuki ohne Zwischenfall zusammen.

Vielleicht ist es aber doch leichter, erwachsene Tiere zu verpaaren?
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#5
Ich möchte auch drei Beispiele für Verpaarung/Vergesellschaftung nennen.

Madame Momo (Molukkendame WF) lebte einige Jahre allein ehe sie zu uns kam. Wir fanden Koko, (Molukkenmann WF), er lebte 15 Jahre in Einzelhaltung in einem Zoogeschäft.

Die Beiden sahen sich, liefen begeistert aufeinander zu und kraulten sich, kuschelten sich aneinander. Ein echtes Liebespaar, von der ersten Minute an. Das sollte dann 12 Jahre so bleiben, bis Koko leider starb. In all den Jahren habe ich nie auch nur die mindeste Aggression zwischen den Beiden beobachten können.

Wir suchten und fanden einen anderen Molukkenmann, Maurice. Auch er ein Wildfang, seit einigen Jahren in Deutschland. Zuerst liess es sich gut an, die Beiden mochten sich, jedoch liess ihre Zweisamkeit die Innigkeit vermissen, die wir zwischen Madame Momo und Koko beobachten konnte. Auch schliefen sie getrennt. Diese Partnerschaft fand ein abruptes Ende, als Maurice, von einer Sekunde zur anderen, aus einer Kraulesituation heraus, versuchte Madame Momo zu töten. Glücklicherweise war ich in Griffweite! Dieser Kakadumann war leider auch Menschen gegenüber hochaggressiv. Wir hielten ihn danach hinter Gittern, das Risiko war nicht vertretbar da es zu etlichen -nicht unerheblichen- Verletzungen kam.

Dann kam Caddy, ein Molukkenmann (WF), der 20 Jahre lang bei einer älteren Dame allein gelebt hatte. Er war begeistert von Madame Momo, sie aber leider nicht von ihm. Sie ignorierte ihn geflissentlich, obwohl er permanent um sie warb. Erst nach drei Jahren gestattete sie ihm, sie zu kraulen. Nach 4 Jahren war sie dann bereit, auch ihn -natürlich immer nur für ein paar Sekunden- zu kraulen.

Streicheleinheiten mussten also für beide von uns verteilt werden. Trotzdem hatten wir den Eindruck, dass sie sehr wohl miteinander kommunizierten, sich also gegenseitig Gesellschaft gaben.

So blieb es bis zu Madame Momos Tod in diesem Jahr, insgesamt war sie 9 Jahre mit Caddy zusammen.
Liebe Grüsse

vom kakadei[Bild: smilie_car.gif]
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#6
Ursula schrieb:... aber die Unberechenbarkeit bleibt.

Ursula, ja, mit diesem "Unsicherheitsfaktor" lebe ich ja auch! Klar, darüber mache ich mir auch oft Gedanken, aber momentan sage ich mir "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende".

Ich weiß nicht, ob ich diese "Parole" weiterhin so vertreten würde, wenn ich einmal einen total überraschenden Verletzungs- oder gar Todesfall erleben muss, ich hoffe und bete aber für meine Tiere, daß ich dennoch dann auch weiterhin diese "Parole" praktizieren und umsetzen kann - es wäre sicherlich auch grausam, aus Angst, daß sowas noch mal bei anderen Vergesellschaftungen oder gar Verpaarungen, passieren könnte, diese (zumindest in meiner Abwesenheit, wenn nicht dauerhaft) zu trennen.

Bsher musste ich aber eine Attacke untereinander noch nicht erleben und wünsche mir auch, daß es so harmonisch bleibt wie bisher. Ich kann aber nicht voraussagen, wie ich reagiere, wenn der Fall mal eintreffen sollte ....

Dadurch, daß ich eine aggressives Attacke bisher noch nicht erleben muste, bin ich auch nicht "vorbelastet"! Ich renne auch nicht sofort los, wenn ein Kakadu dem anderen eine Kopfnuss verpasst, ich beobachte dann, wie diese unteraneinander reagieren. Gerade in der ersten "Annäherungszeit", die dann wirklich unter Aufsicht geschieht, versuche ich, niemals in ein harmloses Geplänkel einzugreifen. Nur, was ist harmlos, wann kann bitterer Ernst draus werden? Naja, bisher habe ich auch da viel Glück gehabt, ich konnte aber sehr schön beobachten, wie ein Neuling erst sofort nachgab (wenn z.B. "Gierschlund" mit Affengeschwindigkeit dem Neuen sein Leckerli aus den Krallen klaute) und im Laufe der Zeit sich eben dann widersetzte. Ich kann mir gut vorstellen, daß ein zu vorschnelles Eingreifen in deren Interaktion eine Situation auch sehr stark verschlechtern kann?

Ich möchte sogar behaupten, daß Kakadus SOFORT merken, wenn von einem anderen eine "aggressive Attacke" kommt, ich denke, sie "strahlen" das irgendwie aus? Wenn dann halt de Distanz schon zu kurz ist, dann können sie nicht mehr rechtzeitig flüchten, ansonsten hört man ja immer von den Hetzjagden (und deren Ausgang).
Liebe Grüße
Gitti
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#7
Super!!!
Vielen Dank für die ersten Beiträge Inge

Liebe Inge, liebe Gitti und Kakadei...

Ihr schreibt ja sehr schön über gelungene Verpaarung oder auch fehlgeschlagene; nur, ich zum Beispiel bin ja nun einmal Anfängerin
und weiß so gar nicht wie ich meinem Leo die Dame nun präsentieren soll?

Muß ich erst mit 2 Käfigen arbeiten, die zusammengestellt werden?
Wann darf ich einen Freiflug unter Aufsicht für beide riskieren?

Wie verhalte ich mich, wenn sich die beiden nähern?
Wenn Leo dabei die Haube aufstellt, muß ich sofort trennen? Bestimmt
nicht, aber, wenn der Oberschnabel weggebissen ist, wäre es zu spät...

Klar könnt Ihr mir kein Patentrezept mitteilen, da sich jede Verpaarung anders ergeben könnte, aber so Grundsätzliches wäre doch nicht nur für mich interessant.
Eure Beiträge kommen eher einer Statistik gleich und sprechen eher Kakadu-(Profi)Halter an, die schon etliche Verpaarungen gemacht haben...

...aber ICH? Ich weiß nicht, was da auf mich zukommen kann!!!

Hose

Elke
Bis dann und bald mal wieder mit Ente & Püppi

Elke
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#8
whitedreams schrieb:...aber ICH? Ich weiß nicht, was da auf mich zukommen kann!!!
Ja Elke meinst Du das ging uns in den Anfängen anders? Smile

Meine Vorschläge:

2 Käfige, dicht beisammen
Haube stellen bedeutet nicht unbedingt "Agression", sondern auch Achtung, Neugier, Vorsicht, evtl. etwas Angst, etc.

Wenn beide Kakadus nebeneinander in ihren Käfigen stehen und Leo springt z.B. wie eine Furie am Gitter rum, hackt und beisst in die Stäbe, Elke, du kannst es schon erkennen ob er den/die andere/n sofort gar nicht mag oder ob Chancen bestehen.

Leo beachtet den anderen Kakadu gar nicht, tut so als ob, lass ihn einfach. So kann es auch sein, beide sind "angeblich" gar nicht aneinander interessiert, aber auf einmal (oder irgendwann) kannst Du erkennen dass vieles stereotyp gemacht wird - ein gutes Zeichen, sie beobachten sich und "genieren" sich aber.

Freiflug zusammen, wann Du das machst musst du selbst abschätzen, hör auf Deinen Bauch. Kommt auch darauf an wie sich "Leoline" verhält.

Lege Dir z.B. ein, zwei grosse Handtücker bereit. Wenn die Tiere wirklich böse aufeinander losgehen wirf ein Tuch über sie, so kannst du die Tiere und Dich selbst schützen. Im Tuch eingewickelt tust du sie in ihre Käfige zurück - wenn es denn sein muss.

Kurze "Gefechte" sehr gut beobachten, nicht gleich eingreifen, die Tiere müssen untereinander abmachen wer wem was zu sagen hat. Ein "beschnuppern" sieht oftmals für uns (Mensch) etwas brutaler aus als es ist.

Tut mir leid Elke, aber so genau kann ich das nicht beschreiben, ich verstehe Dich und Deine Fragen zwar, es ging mir (und vermutlich den anderen) vor Jahren auch so - aber man muss da durch und auch ein bischen mutig sein.

In den Beiträgen oben hast Du ja gelesen dass es jedes Mal anders ist und sein kann, daher können dies nur Vorschläge und nie allgemein gültige Regeln sein.
Gruss aus der Schweiz von
Inge
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#9
Elke wenn du aber nur einen frei lässt, dann schütze den zweiten Käfig so, dass der Frei nicht drauf kann und von dort aus Stunk macht.
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#10
Gitti schrieb:Bei Kakadus erkennt man relativ schnell, ob sie sich vertragen, bei mir gab es immer nur
  • sofortige Symphatie (mit Interaktion miteinander)
  • sofortige Akzeptanz (oder einfach Toleranz/Ignoranz)
  • sofortige sichtbare Antipathie (teilweise sofort aggressiv)
Ursula schrieb:ja Gitti du hast Recht, aber die Unberechenbarkeit bleibt.
....
Vielleicht ist es aber doch leichter, erwachsene Tiere zu verpaaren?
Ich werde Euch mal von unseren beiden Paaren erzählen:
Zuerst Elise und Ricki, jetzt Daisy und Raku.
Zu Anfang (vor 24 Jahren) - wir waren damals "Papageienanfänger - hielten wir wie viele Leute eine einzelne Weißhaubenkakadudame, einen Wildfang, aber sehr zahm. Als die mit ca. 3 Jahren anfing, sich zu rupfen und viel zu schreien, war unser Erkenntnisprozeß so weit gediehen, daß wir sie verpaaren wollten. Wir hatten von einer Bekannten gehört, daß sich dort ein Weißhaubenkakadupaar nicht mehr verstand. Nein, nicht wie Ihr jetzt denkt. Der Hahn war nicht aggressiv geworden. Er war im Gegenteil total von seiner Henne unterdrückt und "verstoßen" worden, nachdem diese sich in eine "Urlaubsbekanntschaft", einen schmucken, aber etwas drögen Schönling von Molukkenhahn verguckt hatte. Fortan jagte sie ihren bisherigen Partner, Ricki, den WHK-Hahn, durch den Käfig. Die beiden mußten getrennt werden und die dominante Weißhauben-Lady wurde mit ihrem neuen Schwarm, dem Molukkenhahn, verpaart, den sie anhimmelte. Ihr bisheriger Partner war nun wieder Junggeselle, und wir beschlossen, einen Verpaarungsversuch mit unserer WHK-Dame, für die wir ja einen Partner suchten, zu machen. Wir besuchten also mit unserer Elise die Bekannte, und sie wurde dort auf einen Kletterbaum gesetzt. Der verlassene Weißhaubenhahn wurde freigelassen, und wir saßen still da, um abzuwarten, wie sie sich verstehen würden. Es schien nach einer Stunde Unentschlossenheit "Liebe auf den ersten Blick" - schon bald saßen sie nebeneinander und kraulten sich. Wir nahmen Ricki also mit und sezten ihn schon bald mit unserer Elise zusammen. Es war ein sehr harmonisches Paar, beide Vögel waren geschlechtsreif. Das einzige, was uns auffiel war, daß er sie manchmal, wenn es was besonders Leckeres gab, nicht an den Futternapf ließ, bis er sich vollgefressen hatte. Naja dachten wir, kein schöner Zug, aber ihr scheint es ja nichts auszumachen, so ist die Hackordnung nun mal bei dem Geflügel. So ging es lange Zeit gut, sie verstanden sich prima, sie (Elise) blieb trotzdem zahm, und er (Ricki), der schon durch mehrere Hände gegangen war und schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hatte, blieb ein scheuer Schisser. Sie hingen aber sehr aneinander, und wenn er sie mal für ein paar Minuten nicht sah, etwa, weil sie bei uns war, kreischte er sich die Seele aus dem Leib und sie wurde dann auch unruhig und wollte zu ihm zurück. Irgendwann, nach einigen Jahren, machten wir dann den entscheidenden Fehler: Wir hingen einen Nistkasten in die Voliere. Wenige Tage später hatte Daisy, als wir aus dem Kino zurück waren, ein Loch im Kopf und mußte notoperiert werden. Fortan konnten wir sie nur noch unter Aufsicht zusammenlassen. Wenn wir weggingen, wurden sie in zwei verschiedenen Volieren gesetzt. Sobald wir zu Hause waren, ließen wir sie, die beide schon sehnsüchtig darauf warteten, zusammen. Seit dem Vorfall hatte sie zu bestimmten Zeiten Angst vor ihm, dann kreischte sie vor Angst und wir trennten sie für eine Weile. Zu anderen Zeiten waren sie wieder das reinste Liebespaar, ein Herz und eine Seele. Wir lernten, ihm auch schon an einem Flackern in den Augen anzusehen, wenn er einen Aggressionsanfall bekam - es war, als ob man plötzlich einen Schalter umlegte, wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde. So ging das jahrelang - große Liebe im Wechsel mit Aggressionsanfällen seinerseits und panischer Angst ihrerseits (obwohl wir den Nistkasten nach dem ersten Vorfall sofort wieder entfernt hatten). Trennte man sie, gab es bald von beiden mörderisches Geschrei, weil sie wieder zusammenwollten.
Wahrscheinlich spielte der Streß durch die Gefühlswechselbäder eine Rolle - irgendwann begann sie, unverdaute Körner auszuscheiden und den ganzen Tag ununterbrochen zu fressen und dabei beständig abzumagern. Die Kontrastmittelröntgenaufnahme brachte die klare Diagnose: Stark erweiterter Drüsenmagen, viele Steine im Muskelmagen, PDD. Er muß auch längst infiziert gewesen sein, zeigte aber zunächst keinerlei Symptome. Sie hielt sich aber erstaunlich lange - ernährte sich zum Schluß fast nur noch von Weintrauben und extrem fettreichen Nüssen, die sie noch etwas verdauen konnte und die ihr noch etwas Energie gaben.
Eines Tages, ohne jede Vorwarnung, fiel er von der Stange mit grauenhaften epileptischen Krämpfen und starb innerhalb von 3 Tagen. Die Autopsie ergab eine nicht-bakterielle Hirnhautentzündung. Heute weiß man, daß das PDD-Virus auch die Blut-Hirn-Schranke durchbrechen und solche untypischen Verlaufsformen ohne Magen-Darm-Symptomatik und stattdessen mit ausschließlich neurologischer Symptomatik erzeugen kann. Seinen Tod hat sie dann aber nicht mehr verwunden, er raubte ihr die letzte Lebenskraft, daß sie in der Folge sehr schnell ganz stark abbaute und sich am Ende nicht einmal mehr auf unserer Schulter halten konnte. Da haben wir sie dann erlösen lassen - unsere erste Kakadudame Elise, wir werden sie nie vergessen.
Diese Dinge waren übrigens für mich der Anstoß, mich mit Vogelmedizin und alternativen Heilweisen zu beschäftigen - ich denke manchmal, hätte ich doch nur schon früher damit begonnen, vielleicht hätte ich den beiden dann doch noch helfen können. Die Schulmedizin ist ja bis heute machtlos, aber für den Homöopahen gibt es keine "unheilbaren Krankheiten".
Das war vor ca. 11 Jahren.
Vor etwa 10 Jahren schafften wir unsere jetzigen Weißhaubenkakadus, Daisy und Raku, an. Es waren Handaufzuchten vom Züchter, F-2-Generation, Nestgeschwister, geschlüpft im Abstand von 3 Tagen, zusammen aufgezogen und aufgewachsen. Sie harmonieren nach wie vor sehr gut, schlafen jede Nacht eng zusammengekuschelt, fressen gleichzeitig aus einem Napf und trinken aus einer Tasse, spielen miteinander, streiten und lieben sich, schöner kann man es sich eigentlich nicht wünschen. Raku ist erheblich größer und stärker, aber Daisy setzt sich oft gegen ihn (bei Streit um Spielzeug) mit mentaler Stärke, Entschlossenheit und Geschrei durch. Die Beziehung erscheint ausgeglichen, aber wenn jemand dominanter ist, dann eher sie, die "große Schwester". Das einzige "Problem": Daisy hat offensichtlich unbefriedigten Bruttrieb, sucht sich überall "Eierecken" und rupft sich steckenweise etwas (mal mehr, mal weniger) - angefangen hat es vor Jahren, als Raku wegen eines Fremdkörpergranuloms an der Speiseröhre mal operiert werden mußte (es war eine extreme Risikooperation, weil das Granulom an der vena jugularis, der großen Halsvene, festgewachsen war) und sie daher eine Zeit lang getrennt werden mußten, damit sie ihm nicht die Fäden zieht. Die zeitweise Trennung und auch unsre Angst und Sorge um Raku, die sich auf Daisy übertragen haben, waren ganz gewiß der Auslöser.
Ich glaube aber auch, daß der unbefriedigte Bruttrieb mit eine Rolle spielt. Wir sind aber durch das "Schlüsselerlebnis Nistkastenfolgen" von unserem ersten Paar so traumatisiert, daß wir dem Frieden doch nicht trauen und ihnen keinen Nistkasten reinhängen, zumal wir ja auch keinen Nachwuchs züchten wollen. Aber "artgemäß" ist die Haltung ohne Möglichkeit, dem Bruttrieb nachgehen zu können, natürlich auch nicht.

Facit:
Es gibt immer große Unsicherheitsfaktoren.
Es kann spontane Sympathie geben und jahrelang gutgehen, und doch später ganz plötzlich erhebliche Aggressionsprobleme - eine richtige Haßliebe.
Verpaarung erwachsener Vögel kann auch schief gehen, und Geschwister können sich hervorragend verstehen (was oft bestritten wird).
Es ist fast unmöglich, Kakadus in Gefangenschaft wirklich artgerecht zu halten.

Man muß froh und glücklich über jedes Jahr, jede Woche und jeden Tag sein, in denen alles glatt läuft. Ein Rest Unsicherheit bleibt immer.

Liebe Grüße,
Thomas
Liebe Grüße,
Thomas Braunsdorf
Tierheilpraktiker (Tätigkeitsschwerpunkt Papageien)
Lebensenergieberater Tier
Verhaltensberater Papageien
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