Hi Chris,
da bin ich wieder...
Ok hier nun die Deutsche Version:
ABC’s German Translation
The ABCs of Behavior
S.G. Friedman, Ph.D., Utah State University
Published in Original Flying Machine, Issue 9: Nov-Dec, 2001
Originally Presented at the Grey Poopon Challenge Conference, Dec. 2000
Uebersetzung by Marcus von Kreft
Die ABC’s vom Verhalten
Ich hatte einen Psychologie Professor, welcher den Unterricht immer mit Kopfschütteln und dem Spruch “Verhalten ist nichts anderes als komplex” begann. Ehrlichere Worte sind nie gesprochen worden und wenn es um das komplexe Verhalten unserer Papageien geht, haben wir definitiv unsere Hände voll. Mit ihrem potential für Federrupfen, zupfen, zerkleinern und schneiden. Ihrem unablässigen schreien, kreischen, und aufschreien und nicht zu vergessen das beißen, zwicken, nagen und kratzen.
Ich bin mir nie ganz sicher an wenn ich mich hilfesuchend wenden soll, Dr Skinner oder Dr. Seuss!
Problem Verhalten zu reduzieren scheint besonders kompliziert. Als vergleich habe ich ein Bild im Gedächtnis von einem Schreibtisch Spielzeug. Silberne Kugeln hängen an Drähten, die wiederum an einem Holzrahmen befestigt sind. In dem Moment wo eine Kugel hochgehoben wird und man sie wieder los lässt werden die anderen Kugeln in Bewegung gesetzt. Die Kugeln bleiben in Bewegung in dem sie aneinander stoßen und das klicken das dabei entsteht kann noch eine ganze Weile gehört werden, bevor die Kugeln schließlich zum Stillstand kommen. Wie bei diesem Spielzeug, setzt Verhalten eine ganze Reihe von ewigen Interaktionen in Bewegung. Daher ist es bedeutungslos ein bestimmtes Verhalten in Isolation analysieren zu wollen. Jedes Verhalten ist teil einer endlosen Kette von gegenseitigen Interaktionen zwischen individueller Genetik, individuellem, vergangenem Verhalten und der Umgebung in welcher das Verhalten ausgeübt wird.
Angesichts dieser Komplexität, verwundert es nicht, wenn wir alle hin und wieder Momente erleben in denen wir uns überfordert und ratlos fühlen, wenn wir mit unseren Papageien zusammen leben. Um unsere Möglichkeiten jedoch zu verbessern damit wir Papageienverhalten im Zusammenhang verstehen und beeinflussen können, benötigen wir eine systematische Vorgehensweise. Diese schafft dann organisierte Rahmenbedingungen und vereinfacht dadurch die anscheinende Komplexität, die unsere Sicht anfangs zu verklären drohte.
Einfach wie das ABC..
Eine Art um ein spezifisches Verhalten im Zusammenhang zu verstehen ist bekannt als ABC Analyse. Die drei Buchstaben stehen für die drei Elemente einer vereinfachten Verhaltens”gleichung”, welche antecedents = A (Ereignisse in der Umwelt), dem Verhalten =B (Behaviour) und die Konsequenzen = C (consequences) beinhaltet. Mit Hilfe dieser Strategie versuchen wir durch genauste Beobachtung die Fälle und Situationen, die vor dem Ziel Verhalten auftreten = Antecedents, sowie die resultierenden Konsequenzen die nach dem gezeigten Verhalten auftreten zu identifizieren.
Diese einfache ABC Analyse, in Verbindung mit sehr genauer Beobachtungsgabe und kreativen Lösungen für problematisches Verhalten, wird uns helfen zu verdeutlichen in welcher Art die grundsätzlichen Komponenten von Verhalten zusammen hängen und somit in welchem Bezug sie zu einander stehen. Es sind diese Zusammenhänge zwischen Antecedents, Vehalten und den daraus resultierenden Konsequenzen die uns zu wichtigen Einsichten und daher zu Lehrstrategien führen.
Wie es Funktioniert
Es gibt sechs Schritte um die ABC’s zu Analysieren:
1. Das Ziel Verhalten wird in klaren messbaren Beobachtungen beschrieben.
2. Beschreibung der Antecedents - Ereignisse in der Umwelt die unmittelbar vor dem Verhalten auftreten.
3. Beschreibung der Konsequenzen die unmittelbar nach dem Verhalten folgen – auftreten.
4. Untersuchung der Antecedents, dem Verhalten und der Konsequenzen in Reihenfolge.
5. Gestaltung neuer Antecedents und / oder neuer Konsequenzen um neues Verhalten zu lehren oder aber um existierendes Verhalten zu ändern.
6. Beurteilung des Ergebnisses aufgrund der vorgenommenen Änderungen, und ggf. neue Antecedents und / oder neue Konsequenzen bestimmen.
Um es besser zu verdeutlichen ein Fall Beispiel:
Veda, mein sonst charmantes großes Alexandersittichweibchen, (Psittacula e. eupatria), beisst schnell und sehr hart zu wenn ich sie auffordere vom inneren ihres Käfigs auf meine Hand zu steigen. Betrachten wir nun das Problem in Isolation in seiner Komplexität könnten wir folgende Hypothesen aufstellen. Veda ist aggressiv, territorial, hormonel oder aber dominierend. Als Alternative könnten wir sagen Veda ist zögerlich, engstirnig, unkooperativ oder nur ein kleiner Stinker der außerdem viel zu sehr verwöhnt ist!
Irgend eine der oben aufgestellten Hypothesen könnte korrekt sein. Jedoch in bezug zu Problem Lösungen taugen diese Hypothesen nur um dieses spezifische Verhalten mit einem Begriff (label) zu versehen, jedoch nicht um das Verhalten zu ändern. Da diese Begriffe außerdem kein spezifisches Verhalten beschreiben, was beobachtet und dadurch gemessen werden kann, ist es daher nicht sicher wie treffend diese Begriffe ein Verhalten wirklich in Relation zu seiner Funktion beschreiben.
Die ABC Analyse
Was nun folgt ist das Verhalten (beißen) von Veda mit der Hilfe der ABC Analyse zu analysieren.
Erst einmal dazu der Hintergrund und die Situation. Wenn gefragt, auf meine Hand auf zu steigen vom inneren ihres Käfigs, beißt Veda oft, jedoch nicht immer! Sie beisst nicht in anderen Situationen oder anderen Umständen. Sie beist jedoch alle anderen Familienmitglieder, sowie zu jeder Tageszeit in “dieser speziellen Situation”. Ist Veda jedoch aus ihrem Käfig heraus steigt sie auf und runter von der Hand ohne zu zögern oder zu beißen. Sie steigt auf von allen möglichen Stellen, sowie vom oberen Bereich ihres Käfigs. Für 3 bis 4 Stunden ist sie außerhalb des Käfigs und verbringt ihre Zeit mit spielen auf ihrem Kletterbaum im Wohnzimmer. Sie schmust gern und im allgemeinen entspannt sie sich bei der Gefiederpflege, spielen mit ihrem Spielzeug und beim knabbern. Sie ist abgesehen vom beißen ein außergewöhnlich guter Hausvogel.
1. - Das Ziel Verhalten wird in klaren messbaren Beobachtungen beschrieben.
Veda Vergrößert ihre Augen , verfestigt ihren Griff auf ihrer Sitzstange, zieht ihren Körper zurück und wartet in dieser Haltung etwa 1 bis 2 Sekunden. Wenn ich meine Hand nicht zurück ziehe beißt sie hart zu.
2. -Beschreibung der Antecedents - Ereignisse in der Umwelt die unmittelbar vor dem Verhalten auftreten. -
Jedes mal wenn ich mich Veda’s Käfig nähere, grüße ich sie um Veda wissen zu lassen ich bin da. Ich öffne die Käfigtür, platziere langsam meine Hand vor Veda und sage steig auf Veda.
3. -Beschreibung der Konsequenzen die unmittelbar nach dem Verhalten folgen – auftreten. –
Ich entferne meine gebissene Hand (verletzt und verärgert) und Veda bleibt in Ihrem Käfig. Fall, oder ich sollte besser sagen Käfigtür geschlossen.
4. -Untersuchung der Antecedents, dem Verhalten und der Konsequenzen in Reihenfolge.
Jedes mal wenn ich mich Veda’s Käfig nähere, grüße ich sie um Veda wissen zu lassen ich bin da. Ich öffne die Käfigtür, platziere langsam meine Hand vor Veda und sage steig auf Veda. Veda vergrößert ihre Augen , verfestigt ihren Griff auf ihrer Sitzstange, zieht ihren Körper zurück und wartet in dieser Haltung etwa 1 bis 2 Sekunden. Wenn ich meine Hand nicht zurück ziehe beißt sie hart zu. Ich entferne meine gebissene Hand (verletzt und verärgert) und Veda bleibt in Ihrem Käfig.
Um die Einsichten die aus dieser Analyse resultieren genauer zu betrachten, sollten wir einen Moment hier das Geschehen genauer analysieren um wichtige Einsichten zu verdeutlichen.
Erstens, Veda ist weit davon entfernt ein “Beißer” zu sein oder etwa ein “Beiß Problem” zu haben, wie in einer chronischen oder verallgemeinerten Form. Ich habe außerdem gelernt das Veda eine sehr spezifische Abfolge von Reaktionen zu meinem Verhalten, an einem bestimmten Ort in Verbindung mit einem anderen Antecedent vollführt, als ich anfangs angenommen hatte. Bevor die ABC’s von Veda’s Verhalten analysiert wurden, hatte ich nicht realisiert das sie ihren Körper anspannt, sie sich auf ihrer Sitzstange zurück zieht und ihre Augen weitet, in einem Versuch um mich zu warnen, die Hand zurück zu nehmen. Wie bemerkenswert!
So gesehen wird es klar das nicht etwa meine Hand in den Käfig zu bringen der kritische Antecedent ist, der ihr beißen auslöst. Mein “ignorieren” ihrer nicht aggressiven Körpersprache die Hand wieder zu entfernen, ist der kritische Antecedent der Veda’s beißen auslösst. So, wer hat nun die Silberkugeln in Bewegung gesetzt, Veda oder Ich?
Es ist außerdem klar ersichtlich, dass durch das Wegziehen meiner Hand und da Veda in ihrem Käfig blieb, habe ich in der Tat das beißen noch verstärkt. Jedes mal in dieser speziellen Situation habe ich Veda, unwissentlich meinerseits, jedoch sehr deutlich beigebracht, das beißen ein sehr effektiver Weg ist um meine Hand aus ihrem Käfig zu entfernen; da Ihre nicht aggressive Warnung mit Hilfe ihrer Körpersprache nicht funktionierte. Ich bin mir sicher Sie würde sagen es ist nichts persönliches aber du warst wirklich…… schwer von Begriff!
Könnte man sich nicht vorstellen, wie sie das unserem jungen Kakadu erklärt? “ Hör zu Baby, ganz egal wie freundlich und sanft du zu diesen Menschen sein möchtest, sie verstehen nur eins aber das dann ganz bestimmt, Aggression. Warum? Es ist ein Dschungel in hier”.
5. Gestaltung neuer Antecedents und / oder neuer Konsequenzen um neues Verhalten zu lehren oder aber um existierendes Verhalten zu ändern.
Nach guter Überlegung meiner Möglichkeiten, habe ich mich in diesem Fall dazu entschieden die Antecedents zu ändern um Veda’s beißen zu reduzieren. Zunächst einmal sage ich nicht mehr “steig auf”, wenn ich möchte dass sie aus dem Käfig herauskommen soll. Vielmehr frage ich jetzt “möchtest du aufsteigen”? Wenn Sie dann ihr Warnverhalten zeigt, sehe ich das als ein deutliches “Nein, aber Danke fürs fragen”, was mich dann dazu veranlasst, meine Hand langsam aus dem Käfig heraus zu nehmen. Ich lasse dann einfach ihre Käfigtuer offen und erlaube ihr damit heraus zu kommen wenn sie es möchte. Zusätzlich habe ich Veda trainiert auf eine Stange auf zu steigen, wenn im Käfig bleiben einmal, was sehr selten ist, nicht in Frage kommt. Wir üben das aufsteigen auf den Stab einige Male pro Woche und sie verdient sich dadurch eine Menge Lob und Küsse.
6. Beurteilung des Ergebnisses aufgrund der vorgenommenen Änderungen, und ggf. neue Antecedents und / oder neue Konsequenzen bestimmen.
Die vorgenommenen Änderungen der Antecedents um Veda’s beißen zu reduzieren waren ein Riesenerfolg. Natürlich ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie mich nicht länger beißt – durch beachten ihrer auf Körpersprache basierenden Warnungen, gebe ich ihr keinen Grund mehr oder die Möglichkeit zum beißen. Ich präsentiere weiter meine Hand zu ihr und frage ob sie aufsteigen möchte. Wenn Sie dann jedoch ihre Körperhaltung versteift, sich zurück zieht oder aber ihre Augen größer werden, ziehe ich meine Hand zurück und widme mich anderen Dingen (Sie wissen schon, wie reinigen der Käfige und wechseln der Wassernäpfe…..).
Was sehr unerwartet war, das nach einigen Monaten wo sie selbst entscheiden konnte wann und ob sie aus ihrem Käfig herauskommen wollte, sie nun fast nie mein Angebot auf die Hand auf zu steigen ablehnt. Vielmehr steigt sie nun bereit willig auf meine dargebotene Hand um im Haus herum getragen zu werden. Wer weiß……..Vielleicht war die Freiheit eine Wahl zu haben wichtig für sie; oder sie profitierte einfach davon mehr eigene Kontrolle über ihr eigenes Schicksal zu haben. Vielleicht steigerte sich ihr Vertrauen zu mir in dem Moment, wo ich meine Dominanz reduzierte, alles sehr interessante Möglichkeiten.
Abschließend
Meiner Meinung nach, liegt der Hauptschwerpunkt auf den Konsequenzen um Verhalten zu beeinflussen. Dies gilt im besonderen für negatives Verhalten, welches wir beeinflussen oder verhindern möchten. In diesem Fall limitieren wir uns jedoch entweder zum Belohnen oder aber zum Bestrafen. Einer der Vorteile dieser einfachen Verhaltensanalyse ist, sie fördert das Durchdenken der Antecedents, welche beinhalten, alles was wir tun um ein Verhalten entweder zu fördern oder aber zu provozieren. Antecedent’s sollten daher gut arrangiert werden um zu versichern das gewolltes Verhalten gefördert wird. Wenn dies geschieht, macht es dann die Auswahl der Konsequenzen sehr einfach, wenn alle Verhalten akzeptable sind, die Konsequenzen sind dann alle POSITIV! Ich glaube wirklich (und meine Arbeit mit Kindern macht dies deutlich), das hinter jedem negativen Verhalten, sich ein schlecht arrangierter Antecedent befindet.
Einige von Ihnen haben vielleicht andere Einsichten zu meiner Analyse hinzuzufügen, oder andere Lösungen vor zu schlagen. Es gibt sicherlich mehrere Wege um produktiv ein Verhalten in Sequenz zu analysieren und dann brauchbare Lösungen auszuarbeiten. Die richtige Analyse und die richtige Lösung des Problems ist diejenige die das erwünschte Ergebnis zeigt. Zusätzlich welche den Stil berücksichtigt wie Sie und Ihr Vogel miteinander leben und die, die Beziehung zwischen Ihnen und ihrem Vogel positiv verbessert. Mit Veda wurde all dies beachtet.
In der Auswahl in unseren Lehrweisen um Verhalten zu beeinflussen, sind wir lediglich limitiert bei unserer eigenen Vorstellungskraft, unserer Beobachtungsgabe und unserer Kreativität um unsere Papageien human und voll Mitgefühl zu behandeln.
Natürlich ist Verhalten nicht immer so geradeaus wie es mit der ABC Analyse erscheint; Ich denke jedoch, die wichtigste Erkenntnis ist die, das niemand von uns, nicht einmal unsere bemerkenswerten Papageien, sich in Isolation von der Umgebung verhalten. Obwohl das Analysieren von Verhalten manchmal so sein kann, als wenn man sich in einem Spiegelkabinett auf einem Rummel befindet, kann es auf der anderen Seite ziemlich einfach sein, das Verhalten zu analysieren. Es ist in diesen Situationen so, dass ein vereinfachter Weg ein Verhalten zu analysieren, genau das ist was wir benötigen um unser Wissen zu vermehren und bessere Lehrstrategien zu entwickeln.
Ich habe festgestellt das die Analyse der ABC’s von Papageienverhalten sehr nützlich ist, um die Zusammenhänge der verbundenen Komponenten von vielen unterschiedlichen Verhaltensweisen zu verdeutlichen. Sowie diese Zusammenhänge deutlich sind, ist der Weg offen um kreative, positive Lösungen zu entwickeln. Ich hoffe, sie werden versuchen die ABC’s zu analysieren und werden dabei entdecken, dass sie ein gutes Hilfsmittel sind als Zugabe, abgesehen von anderen Hilfen zu einer guten Beziehung mit Ihrem Papagei.
This original version of this article is reprinted with permission from the TGPC Internet Conference, December 2000.